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Henschel Bimot HS 190 N
02.02.2008 - 00:00

Henschel Bimot HS 190 N
  • Omnibus mit zwei Motoren
  • Trotz großer Resonanz kein Erfolg beschieden


Auf dem Genfer Salon 1950 erschien auch Henschel wieder mit kompletten Lastwagen und Omnibussen auf dem Markt. Aufsehen erregte dabei der vorgestellte Bimot-Bus, der, wie der Name schon sagt, über zwei Motoren verfügte.

Die Karosserie des Busses stammte von Kässbohrer und die Presse schwärmte: „Der von Kässbohrer hergestellte Aufbau stellt so ziemlich das Vollendetste dar, was heute auf dem Gebiet von Fernreise-Omnibussen auf dem Markt ist.“ In der Tat war der Bus mit allem Komfort ausgestattet. Die Sitze waren verstellbar und verfügten über Fußstützen. In den Rückenlehnen waren neben den Aschenbechern auch Leselampen eingebaut. Desweiteren verfügte der Bus über eine Bar und Toilette, sowie über eine Radioanlage.


Aus einer Werbeanzeige 1950
Zitat: Die kleine, elegante BUS-BAR sorgt für Erfrischung und Unterhaltung der Reisenden während der Fahrt.



Das Aufsehenerregendste waren jedoch die zwei Motoren, die vorne quer zur Fahrtrichtung eingebaut waren. Es handelte sich dabei um zwei 6-Zylinder-Dieselmotoren vom Typ „512 DG“. Jeder dieser Motoren leistete 95 PS, womit der Bus auf eine Motorleistung von 190 PS kam. Eingebaut waren die Motoren so, dass sie mit ihren Schwungradseiten zusammen standen. Damit die Antriebsdrehrichtung einheitlich wurde, war einer der Motoren auf Linkslauf umgebaut worden. Dies war – unter Beibehaltung aller übrigen Motorteile – lediglich durch Einbau einer anderen Nockenwelle, Öl- und Wasserpumpe möglich. Für Reparatur- und Wartungsarbeiten konnte man links und rechts zwei große Klappen öffnen, wodurch die Motoren frei zugänglich wurden.

Um eventuell doch auftretende Unterschiede in den Drehmomenten auszugleichen, war zwischen jedem Motor und dem zentral zwischen ihnen liegendem Kegelradantrieb eine nachgiebige Kupplung eingebaut. Somit waren beide Motoren fest miteinander verbunden.

Im Falle eines Motorschadens konnte jedoch diese nachgiebige Kupplung innerhalb von 10 Minuten entfernt werden und der Bus mit nur einem Motor weiterfahren. Damit die übrigen Systeme (Bremse, Licht) dann auch funktionierten, war jeder Motor mit einem eigenen Luftkompressor und einer eigenen Lichtmaschine ausgestattet.
Einbau des Motors vorne Im Fahrzeug


Das Fahrgestell des Henschel Bimot

Als Getriebe war ein neu entwickeltes Doppel-Viergang-Wechselgetriebe eingebaut. Hierbei handelte es sich um ein Stufengetriebe, bei dem zu jedem Gang eine Schnellstufe ohne Zuhilfenahme der Kupplung zugeschaltet werden konnte.

Doch in der Praxis zeigte sich, dass es immer wieder zu Schwierigkeiten mit dem Synchronlauf der starr verbundenen Motoren kam. Das führte zu unterschiedlichen Schwingungen und somit zu unerwünschten Vibrationen. Auch blieben die Unternehmer skeptisch gegenüber dieser neuen Konstruktion. Das alles führte dazu, dass Henschel 1950 nur 7 Bimot-Fahrgestelle und 1951 nur noch ein Fahrgestell produzierte. Die Typenbezeichnung HS 190 N erhielt der Bus, der Werkstypologie folgend, aufgrund seiner Motorleistung.


Ganzseitige Werbeanzeige der Fa. Kässbohrer 1950


Henschel Bimot mit Kässbohrer-Aufbau 1950


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