Ehemalige Bushersteller
Vidal & Sohn - Tempo-Werk GmbH
05.05.2007 - 23:43


Vidal & Sohn - Tempo-Werk GmbH

Der Gründer der Firma Max Vidal betrieb nach dem ersten Weltkrieg einen Kohlen- und Brennstoffhandel in Wandsbeck (Hamburg). Um 1925 kam er auf die Idee, die im Kohlenhandel weit verbreitete Schott´sche Karre zu motorisieren. So entschloß man sich 1928 die Firma Vidal & Sohn zu gründen, um den Vertrieb von dreirädrigen, motorisierten Karren, die vom Tempo-Werk G.m.b.H." hergestellt wurden, zu übernehmen.

Leider erwiesen sich die gebauten Karren als technisch unzuverlässig, so daß Vidal in letzter Konsequenz das Tempo-Werk selbst übernahm und die Konstruktion des Karrens komplett überarbeitet wurde. Dieser als "Modell T 6" herausgebrachte Wagen war ein Fahrzeug, bei dem der Fahrer auf der Motorhaube hinter der Ladefläche saß (Vorderlader). Angetrieben wurde er von einem 200 ccm ILO-Zweitaktmotor.


Alt trifft jung: Im Vordergrund einer der ersten Dreiradwagen, im Hintergrund ein Kleinbus auf Matador-Fahrgestell – Baujahr 1953

1932 gab man dann den Bau der „Vorderlader“ auf und entwickelte den dreirädrigen „Hinterlader“, die Bauform, die man allgemein als Dreirad kennt.


Tempo – Dreirad – Baujahr 1938

Nach dem Krieg wurde alsbald die Produktion wieder aufgenommen. Natürlich wieder mit den bewährten Dreiradmodellen „Hanseat“ und „Boy“. Sie waren gute Pferde im Stall und für manchen Geschäftsmann die einzige Möglichkeit, den Betrieb aufrecht zu erhalten.


Tempo – Hanseat – Baujahr 1954

Doch die Kundschaft fragte nun verstärkt nach Vierradfahrzeugen. Dies führte dazu, dass 1951 der Matador 50 vorgestellt wurde. Angetrieben wurde er von einem VW-Motor mit 24,5 Ps und 1131 ccm Hubraum. Später wurden aus betriebstechnischen Gründen die VW-Motoren ausgetauscht gegen einen Dreizylinder-Zweitakter von Heinkel, der von den ILO-Werken gebaut wurde. Er leistete 26 PS bei 400 ccm. Desweiteren gab es einen Vierzylinder-Viertakter mit 34 PS und 1092 ccm Hubraum.

Nachdem die Produktion von Kleinlastwagen so erfolgreich wieder angelaufen war, entschloß man sich, auch Kleinbusse zu produzieren. Einer der ersten war der Tempo Wiking, dem alsbald die Typen Matador 1000 und 1400 folgten. Das Modell Matador Luxus wurde von Mikafa und FKF mit Aufbauten versehen. Es entstanden Kleinbusse von 8 bis 15 Personen.


Tempo-Matador Luxus mit Mikafa-Aufbau – Baujahr 1953

Doch inzwischen war der Druck der wirtschaftlichen Zwänge so groß geworden, dass man sich entschloss, 1955 die Rheinstahl-Hanomag AG mit 50% als Partner aufzunehmen.


Matador I – Baujahr 1958



Prospekt für das Fahrzeugangebot aus dem Jahre 1958

Als Folge des Einstiegs von Rheinstahl-Hanomag erschienen dann noch der modernisierte Matador E, der ab 1966 unter der Bezeichnung Hanomag-Matador E verkauft wurde. Letzterer war noch mit dem inzwischen auf 54 PS gesteigerten Austin-Ottomotor ausgestattet, aber die Kunden konnten schon den 50 PS Hanomag-Dieselmotor 4 R 0809 ordern.

Technische Daten: Matador I und Rapid P

1967 war der Name "Tempo" dann ganz verschwunden. Die neuen Modelle kamen als F 25 bis F 35 auf den Markt. Die Rheinstahl-Hanomag AG hatte auch die restlichen 50% der Firma Vidal & Sohn erworben. Ab 1970 trugen die Fahrzeuge dann den Schriftzug Hanomag-Henschel, weil Daimler-Benz mehrheitlich den Rheinstahl-Nutzfahrzeugbau übernommen hatte. Die erwähnten F-Typen erhielten in der Folgezeit dann auch Mercedes-Motoren und auf dem Kühlergrill erschien der Stern.


Hanomag-Henschel F 25 - 1970

Damit war auch der "Omnibusbau" beendet. Der für Dreiräder endete bereits 1955 in Hamburg. Doch nur in Hamburg: 1958 kamen alle Unterlagen, Einrichtungen und Werkzeuge zur Dreiradfabrikation nach Indien. Dort baut die Bajaj-Tempo Ltd. witerhin diese Dreiräder, die man inzwischen auch in Deutschland kaufen kann.



Bild oben und unten: Werbeanzeigen aus dem Jahre 1959



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