Ehemalige Bushersteller
Vetter - Hotelbus
11.02.2012 - 01:00

Vetter – Hotelomnibus

Der Hotel-Bus aufgebaut auf einem Mercedes-Benz Fahrgestell vom Typ O 317

Das Omnibusunternehmen „Rotel-Tours“ ist sicherlich jedem bekannt. Seit 1959 führt dieses Unternehmen Busreisen durch, bei denen die Fahrgäste in einem mitgeführten Anhänger übernachten. Angetan von dieser Idee, bestellte 1967 das Busunternehmen Kohl aus Sonnen bei Passau einen Omnibus bei Vetter, der auch den Fahrgästen das Übernachten im Bus ermöglichen sollte. Anders als bei Rotel-Tours sollten die Fahrgäste allerdings nicht im Anhänger, sondern direkt im Bus schlafen. Das war zum einen dem Anschaffungspreis geschuldet, zum anderen sollte der Bus nicht in der Welt, sondern nur in Europa eingesetzt werden und Anhängerverbote, die in einigen Ländern bestanden, spielten auch eine Rolle.

So entstand auf der Basis eines Omnibusunterbaus vom Typ Mercedes-Benz O 317 ein Bus, der alle Komponenten wie Fahrgast- und Schlafraum, Küche und Toilette sowie ausreichend Stauraum enthielt. Der Bus war als 1½-Decker konzipiert und bei einer Länge von 12 m, einer Breite von 2,5 m und einer Höhe von 3,4 m bot er 20 Fahrgästen „im Normalbetrieb“ Platz. Als Schlafmöglichkeiten gab es 9 Doppel- und 9 Einzelliegen. Die Diskrepanz zwischen 27 Schlaf- und 20 Sitzplätzen wurde dadurch behoben, dass sich der Schlafraum mit wenigen Handgriffen in ein Sitzabteil mit 24 Sitzplätzen umbauen ließ.


Die Skizze zeigt neben den Abmessungen auch die Aufteilung des Innenraumes. Im Mittelgang des Schlafabteils waren in Längsrichtung Klapptische eingebaut.

Natürlich konnten die Konstrukteure bei Vetter mit der einstöckigen Bauweise nicht so großzügig umgehen wie die Konstrukteure bei Auwärter, denen ein Doppeldecker zur Verfügung stand. So war eine Doppelliege 1.200 mm breit (eine Einzelliege 600 mm) und maß in der Länge 1.800 mm. Da die Liegen zudem übereinander angeordnet waren, betrug der Zwischenabstand zwischen den Liegen 600 mm. Auch fiel der Sitzabstand im Fahrgastraum mit 750 mm nicht gerade üppig aus. Ansonsten aber war der vordere Sitzraum komfortabel mit hochgezogenen und stoffbezogenen Sitzen, einem Klapptischchen an der Rückenlehne des Vordersitzes, verstellbaren Lüftungsdüsen, Schiebefenster, Netzen für das Kleingepäck, Rollos und Lautsprecheranlage ausgestattet.

Die Schlafliegen konnten zur Fensterseite und zum Mittelgang mit einem Vorhang verschlossen werden. Jede Liege war außerdem mit einer Leselampe und einem klappbaren Gepäcknetz ausgestattet.

Die Küche im Heck verfügte über einen Kühlschrank, eine Kaffeemaschine, einem Durchlauferhitzer, einem Spülbecken sowie 2 Kochstellen mit Propangas und einer elektrischen Kochstelle. Dazu Schränke und Fächer für Geschirr und Utensilien.

Das Fahrgestell des O 317 war mit dem 210-PS-Unterflurmotor ausgestattet, der rechts zwischen den Achsen angebracht war. In dem Fahrgestell war neben dem 400-l-Kraftstofftank ein 470-l-Frischwassertank und ein 270-l-Abwassertank eingebaut. Außerdem eine Halterung für 2 Propangasflaschen, ein Kühl- sowie ein Stromaggregat und eine Zusatzheizung. Als Kofferraum standen rund 4 m³ zur Verfügung. Der komplett eingerichtete Bus brachte ein Leergewicht von 10 t auf die Waage und kostete seinerzeit 160.00 DM.

Übrigens: Das Busunternehmen Kohl existiert noch heute.
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Heckansicht des Vetter-Hotelbusses


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