Artikel » Omnibus-Infos » Thomas Built Buses Artikel-Infos
  Seite: 1 2 3 4 5 6 7 8 9  

  Thomas Built Buses
Omnibus-Infos   Thomas Built Buses
26.09.2008 von admin


„Ladies in Red“: Qualität und Eleganz
Als „Ladies in Red“ waren die Straßenbahnen der Riverfront Line bekannt, die bis zum 28. August 2005, als der Hurrikan Katrina New Orleans überschwemmte, über die Canal Street in das französische Viertel, den historischen Kern der Stadt, fuhren. Es handelte sich um originale Fahrzeuge der Perley A. Thomas Car Works, die sich allerdings nicht ohne Unterbrechung seit den zwanziger Jahren im Einsatz befanden: Sie gingen erst nach einer längeren Pause 1988 als Touristenattraktion erneut in Betrieb. Selbst zu ihren Glanzzeiten zählten die Perley A. Thomas Car Works mit maximal fünf Prozent Marktanteil nicht zu den größten amerikanischen Straßenbahnherstellern. Wohl aber standen ihre Wagen im Ruf hoher Qualität und Eleganz.

Heute, da in den USA der Individualverkehr die Fortbewegung dominiert, fällt es schwer, sich vorzustellen, dass für rund vier Jahrzehnte Straßenbahnen das Bild amerikanischer Städte bestimmten. Fast zeitgleich beginnt in Europa und Amerika, nach einer zehnjährigen Experimentierphase, in den späten achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts das Straßenbahnzeitalter. In Deutschland hatte Werner von Siemens seit 1879 Pionierarbeit geleistet. 1890 hing in Bremen die erste Linie an der Oberleitung. In den USA hatte ein heute fast vergessener Frank J. Sprague 1887 unter großen Anfangsschwierigkeiten in Richmond, Virginia, eine Linie eingerichtet. Und nur ein Jahr später waren bereits in 200 Städten Straßenbahnlinien in Bau oder in Betrieb.

Selbst ist der Mann: Perley A. Thomas konstruiert seine erste Straßenbahn

Als der am 11. September 1874 in der kanadischen Provinz Ontario geborene Perley A. Thomas 1901 in das 50 Meilen weiter südlich gelegene Detroit zog, gehörten Straßenbahnen bereits zum gewohnten Bild amerikanischer Großstädte. Sie verbanden Fabriken und Wohngebiete und ermöglichten es gut Situierten, in den Grüngürtel der Vorstädte zu ziehen. Straßenbahnen brachten zudem am Wochenende Millionen von Bürgern zu Vergnügungsparks an den Endstationen der Linien. Der Markt war aber ungleich verteilt: Neben dem führenden Hersteller J. G. Brill aus Philadelphia mit fast 50 Prozent, der St. Louis Car Company und der Cincinnati Car Company mit jeweils 20 und 15 Prozent Anteil konnten sich zahlreiche kleinere Hersteller im lokalen Umfeld behaupten.

Perley A. Thomas, Sohn eines Mechanikers, fand in der Motor City bald Arbeit, und zwar in der Straßenbahnabteilung der Detroit United Railroad. 1906 wechselte er zur Kuhlmann Car Company nach Cleveland, einer Tochtergesellschaft der Brill Company. Nebenbei absolvierte er dort ein Abendstudium als Bauingenieur. 1910 erreichte ihn das verlockende Angebot, bei der aufstrebenden Southern Car Company in High Point, North Carolina, als Chefingenieur einzusteigen. Hier konnte Thomas seine besonderen Kenntnisse und Fähigkeiten in der Holzbearbeitung zur Geltung bringen, denn Aufbau und Inneneinrichtung der Wagen bestanden damals noch zu großen Teilen aus Holz. Doch als sich binnen fünf Jahren Stahlkonstruktionen durchzusetzen begannen, war der Ingenieur um Rat ebenso wenig verlegen. Von seiner Hand stammte der Entwurf für 52 Straßenbahnwagen mit Ganzstahlaufbau, die das Unternehmen 1915 für 3.000 Dollar pro Stück nach New Orleans lieferte.

Thomas kauft kurzerhand die Anlagen seines Ex-Arbeitgebers

Allerdings war es für einen kleineren Hersteller nicht einfach, sich am hart umkämpften Markt zu behaupten. Schon im folgenden Jahr mussten die Southern Car Works Konkurs anmelden, und Perley A. Thomas saß auf der Straße. Doch Untätigkeit war nicht Sache des rastlosen Ingenieurs. Schon nach wenigen Monaten hatte er mit einem Kredit über 6.000 Dollar und einer Erbschaft seiner Frau die Anlagen seines ehemaligen Arbeitgebers aufgekauft und begann unter eigenem Namen zu produzieren. Neue Aufträge winkten, denn Straßenbahnen dienten nicht nur dem Ausflug zum Vergnügungspark am Wochenende: Im April 1917 trat Amerika in den Ersten Weltkrieg ein. Im selben Monat erhielt Thomas vom Marinestützpunkt in Mobile, Alabama, einen Auftrag über neun geschlossene Straßenbahnwagen.

Doch so richtig kam die Produktion erst mit Ende des Kriegs in Fahrt, als die Wirtschaft neuen Aufschwung nahm und Städte von New York bis Miami, ja selbst Puerto Rico und Havanna Straßenbahnen bei Thomas bestellten. Das Erfolgsgeheimnis von Perley A. Thomas war, dass er stets auf höchste Qualität Wert legte. Wo er Schlendrian entdeckte, warf er Mitarbeiter hochkant hinaus, nur um sie am selben Abend noch in sein Unternehmen zurück zu bitten. Ganz besonders reüssierte Thomas in New Orleans, wo er 1924, auf dem Höhepunkt seines Erfolgs als Straßenbahnbauer, 25 Wagen absetzen konnte, nur um umgehend einen weiteren Auftrag über 55 Fahrzeuge einzuholen.


Die Perley A. Thomas Car Works im Jahr 1920.


Druckansicht   druckbare Version anzeigen
Seite empfehlen   Seite empfehlen
Fehler gefunden? Fehlermeldung
Seite: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Seitenanfang nach oben