Artikel » Sonstiges » Alternative Antriebe in Omnibussen der Daimler AG - Teil I Artikel-Infos
  Seite: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11  

  Alternative Antriebe in Omnibussen der Daimler AG - Teil I
Sonstiges   Alternative Antriebe in Omnibussen der Daimler AG - Teil I
23.12.2008 von admin


Mit Radnabenmotoren zum Hybrid- und Oberleitungsbetrieb

Zur selben Zeit erfindet Ferdinand Porsche, der damals bei der Hof-Wagen- und Automobilfabrik Jacob Lohner in Wien beschäftigt ist, den Radnabenmotor. Als der junge Ingenieur 1905 zu Austro-Daimler wechselt, greift die DMG das Patent auf und fertigt die in die Vorderräder eingebauten Elektromotoren in großen Stückzahlen, so dass das System bald nur noch „Mercedes Electrique“ oder „Elektro-Daimler“ genannt wird.

Bei Austro-Daimler versucht Porsche zudem, seine Erfindung mit der Kernkompetenz des Benzinmotorenherstellers zusammenzuführen, indem er die schweren Bleiakkus der Elektrofahrzeuge durch einen Benzinmotor mit Dynamo ersetzt, der den Strom für die Radnabenmotoren erzeugt: Der Hybridantrieb, Daimler-Mixte genannt, ist geboren. Die größere Reichweite gegenüber dem Akkumulator, vor allem aber die problemlose, ständige Einsatzbereitschaft der Fahrzeuge, machen den Mixte-Antrieb zu einer attraktiven Lösung für Feuerwehren, die bis dahin mit Pferdefuhrwerken und Fahrrädern, bestenfalls aber mit Elektro- oder Dampfautomobilen zum Brandherd ausrücken. Die großen Berufsfeuerwehren in Berlin und Hamburg stellen bald Mixte-Fahrzeuge in Dienst. Freilich kommt der doppelte Antrieb den Kunden etwas teurer zu stehen als ein reiner Elektro- oder Benzinantrieb.


Schnelles Startvermögen: Die Berliner Feuerwehr setzte im Jahr 1908 auf Mercedes-Electrique und damit den Elektroantrieb und kauft einen aus vier Fahrzeugen bestehenden Löschzug. Gut erkennbar sind die Radnabenmotoren in den Vorderrädern.

O 6000 und O 10000: Oberleitungsbusse der dreißiger Jahre

Nachdem im Ersten Weltkrieg der Oberleitungsverkehr aufgegeben worden war und nach dem Krieg zunächst keine Mittel für Neuinvestitionen bereitstehen, stellt Daimler-Benz 1936 auf der Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung (IAMA) in Berlin erstmals wieder einen Oberleitungsbus vor. Seit 1930 sind in Deutschland wieder erste O-Busse ans Netz gegangen. Doch erst die Politik der Nationalsozialisten, die sich von Erdölimporten unabhängig machen wollen, verhilft dem Konzept erneut zum Durchbruch.

Erstaunlich modern mutet der 9,375 Meter lange 32-Sitzer an, den Daimler-Benz gemeinsam mit Brown, Boveri & Cie. (BBC) entwickelt: Es handelt sich um einen kantigen Frontlenker in Ganzstahlbauweise auf einem Niederrahmenfahrgestell mit einem Fußbodenniveau von 70 Zentimetern und breiten, doppelten Falttüren vorn und in der Mitte. Die Motorleistung beträgt 73,5 PS, die Höchstgeschwindigkeit 40 km/h. Das Besondere aber ist, dass der Fahrdrahtbus, wie er damals genannt wird, keine Gangschaltung braucht:
„Bei der elektrischen Steuerung ist ein völlig neuer Weg beschritten worden. Ausgehend von der Erkenntnis, daß der Führer eines solchen Fahrzeugs seine volle Aufmerksamkeit auf die Fahrbahn lenken muß, wurde die REGULIERUNG des Motors AUTOMATISIERT, d.h. das sonst übliche stufenweise Durchtreten bzw. mehrfache Niedertreten des Fahrpedals kommt in Wegfall. Bei dieser neuen Ausführung ist das FAHRPEDAL beim Anfahren und Beschleunigen NUR EINMAL NIEDERZUTRETEN, wodurch die Weiterschaltung der Anlaß-Walze mittel eines Drehmagneten selbsttätig von Stufe zu Stufe erfolgt. Das Fortschritt-Tempo ist abhängig vom Motorstrom: Es paßt sich den Geländeverhältnissen an und erfolgt z.B. bei Steigungen langsamer als in der Ebene. Dadurch werden unzulässige ÜBERLASTUNGEN des Motors vermieden.“

1937 stellt das Unternehmen dann eine komplette Baureihe von Oberleitungsbussen vor, angefangen mit dem O-Bus 4000 für 39 Fahrgäste. Von den vier Modellen, die nun in runderen Formen daherkommen, werden jedoch nur zwei jemals hergestellt, nämlich der O 6000 und der O 10 000. Insgesamt entstehen allerdings nicht mehr als 26 Exemplare, wie eine intern in Auftrag gegebene Untersuchung 1952 feststellt. Zwar gehen bis 1942 weitere 264 Aufträge ein, doch ein Entscheid der braunen Machthaber, die O-Bus-Produktion aus dem Kriegsprogramm zu streichen, bringt die weitere Abwicklung am 12. März 1943 zum Halt.


Mercedes-Benz Oberleitungs-Omnibus für 33 Personen mit 70 PS Elektromotor, 1930-1931.


Druckansicht   druckbare Version anzeigen
Seite empfehlen   Seite empfehlen
Fehler gefunden? Fehlermeldung
 
Verwandte Artikel
Spurbusse (O-Bahn) *
Mercedes OE 302
Mercedes Citaro G BlueTec Hybrid
Mercedes NEBUS
Alternative Antriebe in Omnibussen der Daimler AG – Teil II
Seite: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 Seitenanfang nach oben