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  Geburt einer Legende: Die 1949 vorgestellte Motorenbaureihe 300 ist ein großer Wurf
Technik   Geburt einer Legende: Die 1949 vorgestellte Motorenbaureihe 300 ist ein großer Wurf
12.05.2009 von admin


Auch klettert die Leistung der Saugmotoren

Das generelle Misstrauen gegenüber der Aufladung hält sich aber ebenso wie die Forderung nach dennoch mehr Leistung. Konsequenz: Die Leistung des Saugmotors muss klettern. Da man die Drücke nicht mehr steigern will, muss der Hubraum wachsen. Da der Motor ohnehin sehr langhubig ausgelegt ist, holen die Ingenieure das Hubvolumen über eine Vergrößerung der Bohrung von 90 auf 95 Millimeter. Jetzt ist die Gießerei im Motorenwerk Mannheim gefordert: Wurden die Zylinder bisher alle einzeln gegossen, so entstehen nun die Zylinder mit dem geringeren Abstand von 108 Millimetern in einem Stück.

Auch erhält der vergrößerte Motor aus thermischen Gründen den Brenner des OM 312 A. Mit der Einführung des Ladermotors vollzieht sich die Umgestaltung der Vorkammer vom Ringspaltbrenner zum so genannten Becherbrenner mit acht Austrittsöffnungen. Die neue Maschine heißt OM 321 und geht 1954 in Serie. Der Hubraum beläuft sich auf 5,1 Liter, die Leistung beträgt 110 PS. Dieses Aggregat wird zum Standardmotor in L/LP 321, O 321 H und zunächst auch in den L/LP 322 sowie L/LP 328 mit all ihren Varianten.

Nebenbei taucht nun auch quasi ein Nachfahre des Opel-Blitz-Benziners auf: M 312 heißt die wenig bekannte Vergaservariante des OM 312, die von 1954 bis 1963 gebaut wird. Dieser Ottomotor hat eine Leistung von 110 PS und ein maximales Drehmoment von 30 mkg bei 1600/min (umgerechnet 294 Newtonmeter). Dieser Motor ist hauptsächlich für den Nahost-Export bestimmt.

Plötzlich gilt die Formel „Sechs PS pro Tonne“

Die 110 PS des Diesels OM 321 reichen derweil nicht für alle Anwendungsfälle aus, zum Beispiel für den neuen Omnibus O 321. Wieder muss ein Ladermotor her, er kommt gleich in zwei Varianten. 1956 beginnt die Fertigung des OM 321 AM, das Kürzel steht für „Aufladung mild“. Die milde Sorte kommt immerhin auf 126 PS. Die Zahl kommt nicht von ungefähr: Neben zahlreichen harten Einschränkungen bezüglich Länge und Gewicht legt Bundesverkehrsminister Seebohm auch eine Mindestleistung fest: Die Formel heißt sechs PS pro Tonne – macht bei einem 21 Tonnen schweren Lastzug vom Schlage L/LP 322 oder L/LP 327 exakt 126 PS. Für die Feuerwehren mit ihren besonderen Ansprüchen an die Fahrleistungen gibt es den Motor als OM 321 A mit 132 PS.

Doch noch immer trauen die Transportbetriebe dem Turbomotor nicht. So muss 1959 einmal mehr ein leistungsgesteigerter Saugmotor her. Die Lösung heißt OM 322. Noch einmal vergrößern die Entwickler den Hubraum. Der Kolbenhub steigt von 120 auf 128 Millimeter, die Bohrung von 95 auf 97 Millimeter. Nun wird’s richtig eng im Kurbelgehäuse, deshalb sind durchweg jeweils zwei Zylinder zusammengegossen. Der Hubraum des OM 322 von genau 5,675 Litern ist zukunftsweisend: Auch der Nachfolger OM 352 besitzt dieses Maß zeitlebens. Mit einem neuen Walzen-Spritzversteller erreichen die Ingenieure eine Kraftstoffeinspritzung zum bestmöglichen Zeitpunkt. Damit ist ein höherer Mitteldruck, also mehr Leistung möglich. Außerdem kann die Nenndrehzahl von 3000 auf 2800/min sinken.


Auch in Omnibussen wie hier dem O 321 H von 1954 macht sich der OM 321 nützlich.


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