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  Der lange Weg zum Heckmotor
Geschichte   Der lange Weg zum Heckmotor
17.11.2011 von admin


Als hätten sie's gewusst, dass ihre Uhr allmählich abläuft und die Frontlenker nicht aufzuhalten sind, legen die Haubenomnibusse der Nachkriegszeit ein besonders elegantes Design an den Tag. Mehr als leicht kokette Stupsnase denn als markige Haube fügte sich der traditionelle Vorbau des Fahrzeugs ins Gesamtbild, das vor allem eines auszudrücken scheint: Schwung. Als Stilelemente dafür dienen ein gewölbtes Dach, eine gerundete Heckpartie sowie eine Seitenlinie, die sich elegant und luftig wie ein Violinschlüssel von der Haube über die Fensterpartie emporschwingt, um sich am Heck gefällig zu verneigen.

Design als Selbstzweck hätte sich in den harten Jahren nach dem Krieg, in denen der Pkw fast keine Rolle spielte und Bus sowie Bahn für Mobilität zuständig waren, allerdings niemand leisten können. Hinter der neuartigen leichten Konstruktion des O 4500 steckt denn auch zum Teil ein gewisses haushälterisches Kalkül, denn noch waren Rohstoffe mit Schlüsselfunktion kontingentiert.

Zwar kann Generaldirektor Wilhelm Haspel bereits 1949 sagen, es sei schon klar ersichtlich, „dass sich das Problem des zur Verfügung stehenden Eisens” bald erledigen werde. Doch sind die Erbauer des O 4500 und des ihm bald darauf zur Seite gestellten O 5000 aus gutem Grund sparsam mit Stahl umgegangen und haben konsequenten Leichtbau praktiziert. Die Stärke der Seitenwände beträgt zum Beispiel maximal 50 Millimeter. Trotzdem können O 4500 und O 5000 durch eine „außerordentlich hohe Schwingungsfestigkeit“ glänzen, wie eine Beschreibung aus der damaligen Zeit hervorhebt.

„Streng“, fährt der gleiche Text fort, sei darauf geachtet worden, „alle tragenden Elemente so anzuordnen und zu gestalten, dass sich klare Belastungsverhältnisse ergaben und Verdrehungsbeanspruchungen fast ganz ausgeschaltet sind.” Das gewölbte Dach hat zweierlei Funktion: Zum einen gewährt es enorm viel Stehhöhe über dem Mittelgang – die lichte Höhe beträgt 2.050 Millimeter. Es verschafft dem Fahrzeug aber auch eine zusätzliche Festigkeit, die mit streng kubischer Bauweise nicht zu erreichen gewesen wäre.

Ein Innenraum von bisher nicht gekannter Großzügigkeit

Trotz relativ schlanker Außenbreite von 2.460 Millimetern, die den Wagen auch „für das Befahren enger Straßen” tauglich machen, können die Konstrukteure die Platzverhältnisse im Innenraum großzügig gestalten. Auf 2.250 Millimetern lichter Innenbreite lassen sich problemlos fünf bequeme Sitze nebeneinander im Wagenheck unterbringen. Und der Mittelgang kann sich sehen lassen: „Extra breit”, bringt es das Werk auf den Punkt, „wie er in dieser Größenordnung unter Zugrundelegung der üblichen Zweisitzer-Bestuhlung sonst nirgends angetroffen wird.” Nicht nur luftiger Schwung, sondern auch schon eine gewisse Großzügigkeit war in den Nachkriegsjahren durchaus en vogue.


„Extra breit“ nennt das Werk voll Stolz den großzügigen Mittelgang des O 4500. - 1948


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