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Mercedes-Benz Sprinter Minibusse - Teil 2
17.06.2014 - 01:00

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Mercedes-Benz Sprinter Minibusse: Neue Optik, neue Technik, neue Modelle, Abgasstufe Euro VI

Die Erfolgsstory der Minibusse mit Stern

Die Minibus GmbH ist eine echte Erfolgsgeschichte. Seit 1998 zählen Mini­busse innerhalb von EvoBus zum Spektrum von Mercedes-Benz. Damals startete EvoBus das Engagement in diesem Segment mit einer Beteiligung am Minibushersteller Karl Koch GmbH in Mudersbach bei Siegen. In diesem Rahmen übernahm EvoBus die Leitung und industrielle Führung des neuen Geschäftsbereichs.

Er nutzte von Beginn an konsequent die Möglichkeiten innerhalb von EvoBus. Ende des Jahres 2000 gab es vier Fertigungsstandorte in Deutschland sowie Frankreich. Hinzu kamen Kooperationsfertigungen in Großbritannien, Italien und Spanien. Als Geschäftseinheit für dieses Segment wurde das Center Minibusse gegründet.


Mercedes-Benz Sprinter Travel 45

Im Jahr 2004 erfolgte die vollständige Übernahme der Karl-Koch-Anteile und die Gründung der Mercedes-Benz Minibus GmbH mit Sitz in Dortmund. Hier war inzwischen sukzessive die Minibus-Produktion aufgebaut worden. Ende des Jahres 2005 wurde die Fertigung der deutschen Standorte nach Dortmund verlagert. In diesem Rahmen wuchs die Produktionsfläche auf 5000 m², die Zahl der Beschäftigten auf 160 Mitarbeiter.

Kontinuierliches Wachstum zur Nummer eins in Europa

Die Übernahme der Minibus-Produktion von Ligny (Frankreich) nach Dortmund Mitte 2008 war Anlass, die Fertigungsfläche auf mehr als 7500 m² auszuweiten. Die Kapazität stieg auf bis zu 1100 Minibusse im Jahr.

Die Zahl der Montagelinien wurde erweitert, erstmals erfolgte die Fertigung in durchgängigen Linien. Die Mercedes-Benz Minibus GmbH beschäftigte 250 Mitarbeiter.

Die wachsende Nachfrage erforderte in den folgenden Jahren eine Ausdehnung der Produktions- und Logistikkapazität auf heute rund 12 000 m². Parallel dazu stieg die Zahl der Mitarbeiter auf aktuell rund 330 Beschäftigte. Auf drei Rohbau- und vier Montagelinien kann die Mercedes-Benz Minibus GmbH heute bis zu 1300 Fahrzeuge im Jahr herstellen. Mercedes-Benz ist in Westeuropa Marktführer bei Minibussen über 3,5 t zulässigem Gesamtgewicht.

Der Absatz der Minibusse verteilt sich inzwischen auf mehr als 30 Länder, größter Markt ist nach wie vor Westeuropa. Aber auch Kunden aus Australien, Südostasien oder dem Mittleren Osten gehören zum festen Stamm der Ab­nehmer in Dortmund.

Minibusse mit Stern – Top-Qualität wie bei den Großen

Zum Erfolgsrezept der Minibus GmbH gehört neben den individuellen Produkt­vorteilen die industrielle Fertigung in Dortmund sowie die Vorteile der engen Verbindung zu Entwicklung und Fertigung des Basismodells Mercedes-Benz Sprinter. Die Spezialisten der Minibus-Sparte der EvoBus sind frühzeitig über Änderungen informiert. Notwendige Eingriffe in Karosserien und Fahrwerke für die Omnibus-Fertigung sind ebenso bis ins Detail abgestimmt wie Gewichtsauflastungen.

Umfangreiche Fahrtests sichern Eingriffe ab. Die gesamte Abwicklung in Einkauf und Fertigung sowie der komplette Auftragsprozess erfolgt nach den anspruchsvollen Richtlinien und Prozessen von Mercedes-Benz. Garantierte Qualität aus einer Hand gehört zu den Vorzügen der Minibusse mit Stern.

Sämtliche Prozesse der industriellen Fertigung mit Produktionslinien unter­liegen Qualitätskontrollen. Die Fertigung der Minibusse unterliegt den gleichen hohen Qualitätsmaßstäben wie Mercedes-Benz Vans. Eine intensive Endabnahme gewährleistet eine unabhängige Qualitätssicherung. Jeder Minibus wird zusätzlich auf einer ausgiebigen Probefahrt getestet. Bei Eingriffen in den Bereich des Daches ist zusätzlich ein Dichtigkeitstest obligatorisch.

Die Mercedes-Benz Minibus GmbH begleitet ihre Kunden und ihre Omnibusse auch nach dem Kauf. Eine umfangreiche Dokumentation sichert die Verfüg­barkeit von Ersatzteilen. Außerdem sind die Minibusse in das einzig­artige omnibus­spezifische Servicenetz von Omniplus einbezogen. Minibusse mit Lebens­erfahrung werden in geprüfter Qualität europaweit über die neue Omnibus-Gebrauchtfahrzeugmarke BusStore vertrieben.

Vom Vertrieb über die Fertigung bis zum Service und zur späteren Wieder­verwertung – die Vorteile der Minibusse mit Stern aus einer Hand sind offensichtlich.

Die Fertigung: Vielseitig und professionell

Ausbau von Kastenwagen, Veränderungen am Rohbau wie Einbau großer Ein­stiege und Heckverlängerungen, eigene Aufbauten, sogar eigene Fahr­gestelle mit Tiefrahmen für den spektakulären dreiachsigen Sprinter City 77 – die Minibus-Fertigung ist vielseitig und professionell.

Rohbau: Vor dem Aufbau steht die Demontage

Per Lkw liefern die Werke Düsseldorf (Sprinter Kastenwagen) und Ludwigsfelde (Fahrgestelle) die Basisfahrzeuge für Minibusse an. Sie werden vor dem Fertigungsbeginn zunächst demontiert: Anbauteile wie Stoßfänger, Kühlergrill, Scheinwerfer und Heckleuchten einschließlich Mercedes-Stern werden ebenso abgebaut wie Türen, Fahrerhaussitze, Seitenscheiben und Tanks. Bei Fahrgestellen sind auch Hinterachsen und Gelenkwellen betroffen.

Alle Teile werden im Logistikbereich fahrzeugbezogen bis zur Wiedermontage in Kommissionierwagen gelagert und später in der Montage, sofern benötigt, wieder zugesteuert. Das Cockpit verbleibt im Fahrzeug, wird jedoch sorgfältig abgedeckt und zuverlässig gegen Beschädigungen und Verunreinigungen geschützt.


Mercedes-Benz Sprinter Travel 55

Kastenwagen gehen gerne in die Verlängerung

Im Rohbau wird in drei Linien gefertigt. Typische Rohbau-Arbeiten bei Kastenwagen-Umbauten sind vergrößerte Einstiege und größere Ausschnitte für Fahrgast-Türen.

Auch Verstärkungen und Ausschnitte für Klimaanlagen, Dachlüfter, Dach­luken oder Fahrtzielanzeigen werden hier umgesetzt, ebenso abgesenkte Radkästen zur Vergrößerung der Beinfreiheit im Fahrgastraum.

Markant sind Heckverlängerungen aus GfK mit einem eingearbeiteten Rohr­rahmen als Verstärkung, die ausschließlich an das Heck der längsten Kasten­wagen-Ausführung angesetzt werden. Zudem erhalten diese Modelle nach hinten vergrößerte Fensterausschnitte. Die Heckverlängerungen nehmen die Stilmerkmale des Sprinter auf und sind perfekt in das Gesamtdesign integriert.

Gerippefahrzeuge: KTL schützt perfekt gegen Korrosion

Für Gerippefahrzeuge wird die Struktur des Aufbaus komplett vor­konfektioniert und montagefertig angeliefert. Wie bei den großen Omnibussen von Mercedes-Benz schützt eine KTL-Beschichtung (kathodische Tauch­lackierung) das Gerippe zuverlässig gegen Korrosion. Für großzügige Fahrgast-Einstiege erfolgen Umbauten am Fahrerhaus analog zu den Kastenwagen.

Eine Besonderheit ist der Sprinter City 77: Der Dreiachser mit Platz für bis zu 40 Fahrgäste erhält ein eigenes Tiefrahmen-Fahrgestell. Es wird als komplettes Gerippe einschließlich der Aufnahmen für die Einzelradaufhängung der Hinterachsen gefertigt, bevor es mit dem Sprinter Triebkopf verbunden wird.

Im nächsten Schritt setzen die Mitarbeiter bei Gerippefahrzeugen Heck und Dach an und montieren die GfK-Seitenbeplankung. Diese Teile werden in Klebetechnik befestigt. Wie bei Kastenwagen folgen Ausschnitte für Dachluken und Klimaanlage.

Lackierung: Individuelle Farbe sorgfältig aufgetragen

Lackiert werden alle neuen und veränderten Karosserie-Flächen – bei Kasten­wagen mit Heck­verlängerung zum Beispiel die Heck-Erweiterung und die direkt angrenzenden Fahrzeugzonen, nicht jedoch der Triebkopf. Hinzu kommen Teile, bei denen in die vorhandene Karosserie eingegriffen wurde, etwa der Einstieg. Scheibenöffnungen der Karosserien kleben die Mitarbeiter vor der Lackierung sorgfältig ab. Sie grundieren und lackieren ebenfalls Nähte und Gerippe.

Im nächsten Schritt reinigen und entfetten Mitarbeiter die Karosserie, bevor sie gespachtelt und geschliffen wird. Nach einer weiteren Reinigung folgen Grundierung und Füller. Dann erst wird der Decklack aufgetragen. Metallic­lacke erhalten grundsätzlich eine zusätzliche Schicht aus Klarlack, für Uni-Lacke ist eine Klarlack-Schicht auf Kundenwunsch lieferbar. Im Anschluss wird die lackierte Karosserie auf Hochglanz poliert. Die Auswahl des individuellen Lacks ist nahezu grenzenlos: Neben einer dreistelligen Zahl gelisteter Lackdesigns erfüllt Mercedes-Benz fast jeden Farbwunsch, auch für die Anbauteile. Sie werden separat in hochwertiger Oberflächenqualität ebenfalls von Hand lackiert. Mehrfarblackierungen gehören ebenso zum Minibus-Alltag wie kundenspezifische Fahrzeugfolierungen.

Für einen perfekten Schutz gegen Korrosion wechseln die lackierten Minibusse danach in Unterdruckkabinen. Hier wird die Hohlraumversiegelung eingebracht, der Unterbodenschutz vervollständigt und mit einer Wachsschicht versiegelt.

Montage: Kundenspezifische Busse auf vier Linien

Besonders arbeitsintensiv ist der Innenausbau der Minibusse, die Montage. Hier sind einschließlich der Vormontagen rund 100 Mitarbeiter beschäftigt. Gefertigt wird auf vier Linien, unterschieden nach Modellreihen und abhängig vom Arbeitsumfang.

Parallel zum Ausbau erfolgen in der gleichen Halle Vormontagen. Hier werden Bodenbeläge maschinell zugeschnitten, Scheiben fahrzeugbezogen bereit­gestellt, Armaturentafeln für zusätzliche omnibusspezifische Schalter vorbereitet und die Fahrzeugelektrik mit einem individuellen Kabelbaum vorbereitet. Innendecken, Gepäckablagen, Klimakanäle und Verkleidungen werden vorkonfektioniert. Nicht zuletzt nehmen Mitarbeiter Umbauten am Antriebs­strang vor, bereiten die Türen, Haltestangen und Trennwände vor und stellen die Bestuhlung bereit. Die Zulieferung zur jeweiligen Station in der Montage erfolgt auf kurzen Wegen mit Kommissionierwagen durch eine Querandienung.

Umfangreiche Arbeiten, verteilt auf acht Takte

Die Montage setzt sich für jeden Bus aus acht Takten mit umfangreichen Arbeitsumfängen zusammen. Die Arbeiten beginnen mit der Beklebung des Bodens mit dem gewünschten Dekor sowie dem Einsetzen der Scheiben und Dachluken. Weiter geht es über den Einbau der Elektrik bis zu einer Hochstation. Hier folgen Tätigkeiten unter dem Fahrzeug rund um das Fahr­gestell, etwa Umbauten am Antriebsstrang, Montage des Retarders sowie von Hinterachse, Kraftstofftank und Auspuff. Dazu zählen vor allem die Komponenten und Teile, die bei der Anlieferung von Kastenwagen oder Fahrgestell zunächst entfernt wurden.

Auf ebenem Boden geht es mit den Innenverkleidungen einschließlich Gepäck­ablagen und Klimakanälen weiter, mit Konvektoren und Türen mitsamt den dazugehörigen Antrieben. In den beiden letzten Takten wird der Innen­ausbau komplettiert. Augenfällig sind vor allem Bestuhlung, Haltestangen und Trenn­wände sowie Gardinen. Flüssigkeiten werden überprüft und Batterien ein­gebaut.

Finish: Penible Kontrolle vor der ausgiebigen Probefahrt

Nach der Montage warten Finish und Endkontrolle auf den neuen Minibus. Hier erfolgen auch die Beschriftung sowie die Programmierung einer eventuellen Fahrtzielanzeige.

Jeder einzelne Bus wird im Anschluss penibel kontrolliert. Das reicht bis zum Nachmessen des Sitzteilers für die Zulassung. Nicht zuletzt prüfen Mitarbeiter die Qualitätsnachweise aller Stationen in der Fertigung. Auch jetzt ist der Prozess nicht abgeschlossen: Jeder Minibus wird auf eine ausgiebige Probe­fahrt geschickt. Sie erfolgt auf öffentlichen Straßen und dauert etwa eine halbe Stunde. Bei Eingriffen in den Bereich des Dachs ist zusätzlich ein Dichtigkeits­test obligatorisch. Erst danach erfolgt die Schlussabnahme und der Bus bekommt die Endfreigabe. Der neue Bus wird entweder direkt zum Kunden oder zum zuständigen Verkaufsbüro geliefert. Seit Beginn der Fertigung sind inzwischen je nach Modell und Ausstattungsumfang zwischen zehn und 35 Tage vergangen.


Bestens qualifizierte Mitarbeiter, hoher Ausbildungsstand

Voraussetzung für eine erstklassige Qualität sind neben dem präzisen Fertigungsprozess mit intensiven Prüfungen und hochwertigen, geprüften Teilen und Komponenten vor allem motivierte und gut ausgebildete Mitarbeiter. In der Minibus-Fertigung kommen durchweg Fachkräfte zum Einsatz.

Deshalb engagiert sich die Mercedes-Benz Minibus GmbH überdurch­schnittlich für den Nachwuchs: Rund zehn Prozent der Beschäftigten sind Auszubildende. Fünf Berufe werden in Dortmund ausgebildet: Karosserie- und Fahrzeugbauer, Kfz-Mechatroniker, Fahrzeuglackierer, Fachkraft für Lager­logistik sowie Bürokaufmann.

Mit der abgeschlossenen Ausbildung ist das Lernen bei Mercedes-Benz jedoch nicht zu Ende: In jährlichen Mitarbeitergesprächen wird der Qualifikations­bedarf jedes einzelnen Beschäftigten ermittelt und daraus ein Schulungsplan abgeleitet. Damit ist sichergestellt, dass sich Kenntnisse und Fähigkeiten aller Mitarbeiter stets auf dem aktuellen Stand befinden. Schließlich soll die führende Rolle der Mercedes-Benz Minibusse in Westeuropa weiter ausgebaut werden.


Mercedes-Benz Sprinter Travel 65


Fotos und Text:
Daimler AG



admin


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