Omnibus-Infos » Sonstige Hersteller
Doppelgelenkbusse - eine Übersicht *
17.12.2009 - 14:47

Doppelgelenkbusse - eine Übersicht
Immer mehr sichtet man in Städten Gelenkbusse, die die "normale" Länge von 18,75 m überschreiten. Dabei werden Längen bis zu 25 m erreicht und noch längere Maße werden angepeilt. Gemeinsam haben sie alle: Diese Busse sind als Doppelgelenkbus ausgelegt.

Doch so neu wie mancher Hersteller sich damit geben ist die Idee mit den zwei Gelenken auch wieder nicht. Bereits 1981 stellte Mercedes einen O 305 GG mit zwei Gelenken im Rahmen des Spurbusprojekts vor und 1983 folgte MAN mit seinem SGG.


Der MAN SGG mit 23 m Länge für 220 Personen

Doch damals war die Zeit wohl noch nicht reif für solche superlangen Busse. Inzwischen hat sich das geändert und nun bieten mehrere Bushersteller solche Doppelgelenkbusse an. Vorreiter mit einem superlangen Bus war der belgische Hersteller Van Hool, der bereits 1998 seinen AGG 300 und AGG 300 T in sein Programm aufnahm. Später folgte Volvo mit seinem 7500 Bi-Articulated und Mercedes mit dem CapaCity.


Van Hool AGG 300

Mit knapp 25 m Länge ist der Hess "ligh Tram" auch der zurzeit längste Bus dieser Gattung. Nun ist es ja keine Kunst in einen Gelenkbus ein zweites Gelenk einzubauen, spannender wird es mit dem Antrieb. Ein Doppelgelenkbus mit Schubantrieb dürfte hierbei fahrdynamisch gesehen etwas problematisch sein. Bei Van Hool ging man pragmatisch an dieses Problem heran und baute im Vorderwagen einen Mittelmotor ein. So stimmt der Begriff "Nachläufer" bei diesem Bus mehr denn je. Den verlorenen Platz wegen des Mittelmotors holt man im Heck wieder herein. Der ebene Niederflur-Boden reicht bis zur Heckscheibe des zweiten Nachläufers.
Volvo konnte bei seinem 7500 Bi-Articulated auf Erfahrungen aus Südamerika bauen. Ebenfalls mit Mittelmotor ausgestattet und der Antrieb auf der zweiten Achse, so fährt der Bus durch Göteborg. Ausgelegt ist er für maximal 200 Fahrgäste.


Der Volvo 7500 Bi-Articulated

Als O-Bus gibt es den "ligh Tram"-Doppelgelenkbus des Schweizer Herstellers Hess mit einer Gesamtlänge von 24,7 Meter und für 192 Personen. Durch den Elektroantrieb werden bei dem Bus die zwei Mittelachsen angetrieben, was die Traktion laut Hersteller verbessern soll.


Hess "ligh Tram" - Doppelgelenkbus

Einen ganz anderen Ansatz bietet dagegen der Mercedes CapaCity. Aus Komponenten des Citaro gefertigt, kommt er mit einem Gelenk aus. Das bietet Vorteile bei der Fahrdynamik. Auch kann man mit einem CapaCity mal rückwärtsfahren, was bei einem Doppelgelenkbus sehr schwer sein dürfte. Dafür ist der CapaCity dann auch "nur" 19,54 Meter lang. Trotzdem soll er, bei 8 Personen pro Quadratmeter, 200 Personen Platz bieten. Da wird es dann allerdings etwas eng.


Mercedes CapaCity

Bei MAN ist dagegen bislang noch kein Doppelgelenkbus im Programm. Man hat jedoch Pläne für einen Vierachs-Trolleybus, der bei Neoplan erscheinen soll. Eine Variante mit Dieselmotor soll dann bei MAN erscheinen.


Der Entwurf des Neoplan Electroliner

Doch Neoplan wäre nicht Neoplan, wenn sie nicht noch einen draufsetzen würden. So überlegt man, den Electroliner noch mit einem zusätzlichen Anhänger auszustatten, was den Bus auf eine stattliche Länge von ca. 30 Metern anwachsen lassen würde. Doch ob sich ein solcher "Tatzelwurm" dann noch durch die Stadt fahren lässt? Die Praxis wird es zeigen.


Ein weiterer Nachteil bei einem Omnibusanhänger ist der "Durchgang" zwischen Motorwagen und Anhänger. Einem Problem, dem sich die Fa. Hübner aus Kassel angenommen hat. Ein Kreuzgelenk mit einem Faltenbalg verbindet Motorwagen und Anhänger. Der Übergang ist begehbar, dadurch können die Fahrgäste vom Motorwagen in den Anhänger und umgekehrt gehen. Doch so neu wie angepriesen ist das auch nicht, denn bereits vor 50 Jahren baute die Firma Gaubschat ähnliche Buskombinationen, die seinerzeit als "D-Züge der Landstraße" in den Medien gepriesen wurden.


Einen etwas anderen Weg schlägt die APTS, eine Tochter der VDL-Group, aus den Niederlanden ein. Ihr Phileas 80 möchte sie in den Bereich der "Busbahn" ansiedeln. Ausgestattet mit Hybridtechnik und einer elektronischen Spurführung kann sich der Bus ohne "Lenkhilfe" vom Fahrer durch die Stadt und an die Haltestellen heranschlängeln. Bei Bedarf kann das Fahrzeug auch wie gewohnt von einem Fahrer gelenkt werden. Parallel dazugibt es noch den Phileas 60 mit 18 Meter Länge.


Der APTS Phileas 80

Hersteller / Modell
Mercedes CapaCity
Van Hool AGG 300
Volvo 7500 Bi-Articulated
Hess "ligh Tram"
APTS Phileas 80
Länge
19,54 m
24,785 m
24,00 m
24,961 m
24,45 m
Wendekreis
22,86 m
24,00 m
25,00 m
k.A.
12,0 m
Breite Ringfläche*
6,71 m
6,75 m
6,90 m
k.A.
4,00 m
Ausschwenkmaß Heck
0,42 m
0,55 m
k.A.
0
k.A.
Gelenke
1
2
2
2
2
Achsen
4
4
4
4
4
Position Lenkachsen
1./4.
1./3./4.
1./4.
1./4.
alle
Position Antriebsachse
3
2
2
2./3.
2./3.
Motorlage
Heck
Mitte
Mitte
Mitte und 1.Nachläufer
Antrieb
Diesel
Diesel
Diesel
Elektro
Hybrid
kW/PS
260/354
265/360
250/340
2 x 160 kW
Nutzlast/ Gesamtgewicht
13,5/32 t
13,5/35 t
13/34 t
?/32,7 t
*Angabe innerhalb des Rings von 25 m
Gesetzliche Maße:Länge: 18,75 m Wendekreis 25 m bestrichene Breite Ringfläche 7, 2 m Ausschwenkmaß Heck 0,6 m




Video-Clip:
VDL Bus & Coach


admin


gedruckt am 29.03.2024 - 00:20
http://www.omnibusarchiv.de/include.php?path=content&contentid=124