Geschichte
Vierachsomnibusse
05.11.2007 - 00:00

Vierachsomnibusse


Neoplan Loungeliner auf der AMI 1990

Auf der AMI 1990, im damaligen Jugoslawien, präsentierte Neoplan einen Doppeldecker mit Überlänge und vier Achsen. Mit der Vorstellung eines solchen Omnibusses in der breiten Öffentlichkeit wurde die Diskussion über Busse mit mehr als 12 m Länge losgetreten. Doch so neu wie es auf den ersten Blick aussah, war dieses Buskonzept nicht.

Bereits 1911 kam ein gewisser Reeves auf die Idee, auch bei Bussen vierachsige Fahrzeuge einzusetzten. Grundgedanke war hierbei wohl, dass ein 4-achsiges Fahrzeug besser mit den damaligen Straßenverhältnissen zurechtkam. Auch spielte der Gedanke, dass ein solches Fahrzeug mit Reifenplatzern, die damals ja häufiger vorkamen, sicherer umgehen konnte. Wie das Experiment ausging ist leider nicht überliefert.

Zu Demonstrationszwecken ließ dann die Firma Good Year im Jahre 1921 einen 4-achsigen Omnibus bauen. Ein für die damalige Zeit modernes Fahrzeug mit Niederrahmen, welches als Frontlenker ausgelegt war. Obendrein verfügte es schon über Falttüren. Dieser Bus wurde, in Kalifornien im Liniendienst eingesetzt.


Good Year Versuchsbus

Mehr Aufsehen erregte dagegen 1925 der Versare-Vierachser. Er basierte auf eine selbsttragende Gitterkonstruktion, unter die zwei Fahrschemel angebracht waren. Der Fahrer lenkte das vordere Drehgestell und das hintere Drehgestell folgte diesen Lenkbewegungen durch das Verdrehen des Wagenkastens. Äußerlich erinnerte dieser Bus mehr an eine Straßenbahn.


Versare-Vierachser von 1925

Interessant war auch der Antrieb. Ein Benzinmotor trieb einen Generator an. Ungefähr vier solcher Fahrzeuge wurden gebaut. Doch der benzinelektrische Antrieb und die aufwendige Bauweisen dürften zur Einstellung dieses Experiments geführt haben. Vereinzelt tauchten in Amerika dann noch weitere Vierachs-Omnibusse auf, aber prinzipiell wurde der Bau solcher Busse nicht weiter verfolgt.

Auch in Deutschland kamen, zum Teil kuriose, Vorschläge für vierachsige Omnibusse. Doch erst 1930 wurde ein vierachsiger Bus von Dr. Deiters gebaut.


Der Vierachser des Dr. Deiters

Gebaut wurde dieser Bus von der Maschinen- und Fahrzeugfabrik Stille in Münster. Angetrieben wurde der Bus von einem Maybach-Motor, der auf eine Hinterachse wirkte. Es wurden nur wenige dieser Busse gebaut und es liegen leider keine weiteren Unterlagen über diesen Omnibustyp vor.

Inzwischen hatte der Bau der Reichsautobahn begonnen. Im Zuge dieses Projekts kamen auch Überlegungen auf, spezielle vierachsige Omnibusse, die sogenannten Reichs-Autobahnbusse, zu bauen. Revolutionär war hierbei ein Fahrgestell der VOMAG aus Plauen. Ein Vierachs-Fahrgestell mit liegendem Motor, welcher im Heck untergebracht war. Es ist leider nicht bekannt, ob auf diesem Fahrgestell jemals ein Omnibus aufgebaut wurde. Andere Entwürfe kamen über das Planungsstadium nicht hinaus.


Modell eines vierachsigen Reichsautobahnbusses von MAN

Bedingt durch den Ausbruch des zweiten Weltkrieges wurden sämtliche Überlegungen zum Bau von vierachsigen Omnibussen eingestellt. Auch nach dem Krieg wurden diese Ideen nicht wieder aufgegriffen. Erst in den siebziger Jahren griff man bei Neoplan diese Idee wieder auf und baute wieder Omnibusse mit vier Achsen. Diesmal aber gleich als Doppeldecker. Gebaut wurden sie für Chile, wo sie als Langstrecken-Überlandlinienbusse Verwendung fanden. Einer der ersten dürfte der 1975 gebaute „Superskyliner“ gewesen sein, der für die Firma Barrios in Chile bestimmt war. Er verfügte über je eine Toilette im Ober- und Unterdeck, sowie eine Küche mit Wärmecontainern.


Der Superskyliner von Neoplan

Doch erst in den 90ger Jahren wurden, wie eingangs erwähnt, diese Busse der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Die daraufhin einsetzende Diskussion führte dazu, dass auch Busse mit mehr als 12 Metern Länge in Deutschland fahren durften. Doppeldecker mussten dabei grundsätzlich über vier Achsen verfügen. Anfangs durften solche Busse nur in einigen Bundesländern mit Ausnahmegenehmigung fahren. Später kamen immer mehr Länder dazu und es galt dann eine generelle Genehmigung.

Nachdem diese Hürden genommen waren, begann auch bei Neoplan die Serienfertigung solcher Busse. Unter der Bezeichnung „Megaspace“ bzw. „Megaliner“ wurden sie angeboten. Später kamen dann auch noch vierachsige Doppeldecker für den Linienverkehr dazu. Mit der Übernahme von Neoplan durch MAN verschwanden diese vierachsigen Busse dann wieder aus dem Programm. Zur Zeit bietet auch kein Hersteller mehr solche Fahrzeuge an.


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