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Büssing-NAG 900 N
19.02.2008 - 00:00

Büssing-NAG 900 N



Um den Nachfragen nach größeren Transportkapazitäten gerecht zu werden, hatte Büssing, wie auch andere Hersteller, unter anderem auch Fahrgestelle mit drei Achsen im Programm. 1936 wurden die ersten Trambus-Fahrgestelle mit liegendem Unterflur-Dieselmotor als Dreiachser vorgestellt. Parallel dazu bot Büssing für Lkw´s noch das Dreiachser-Fahrgestell vom Typ 900 G mit stehendem Frontmotor an. Ein Jahr später wurde dieses Fahrgestell in Niederrahmenausführung unter der Typenbezeichnung 900 N auch für den Aufbau von Omnibussen angeboten.


Ein Prospekt des 900 N aus dem Jahre 1937

Auf diesem Fahrgestell bauten nun die verschiedenen Karosseriefirmen ihre Omnibusse auf. So unter anderem die Waggonfabrik vorm. Busch in Bautzen einen Bus für die KVG Sachsen. Selbige Firma erhielt später noch einen „D-Zug-der-Landstraße“ von der Karosseriefabrik Gaubschat. Hierbei handelte es sich um einen Omnibus mit Anhänger, der auf die stolze Länge von 22 Meter kam und insgesamt über fünf Achsen verfügte.

10 Fahrgestelle gingen unter anderem an die Dresdener Straßenbahn AG, die von der Waggon- und Maschinenbau AG Görlitz (WUMAG) (nach dem Krieg VEB Waggonbau Görlitz) darauf ihre „Großraumkraftomnibusse“ aufbauen ließ.


Ansicht des Frontmotors


Die „Schnauze“ mit dem 1936 neu eingeführtem „Gesicht“ der „Büssing-Spinne“

Das Fahrgestell des 900 N war mit dem 6-Zylinder-Motor vom Typ GD 6 ausgestattet, der in den Stärken von 135 und 145 PS mit einem Hubraum von 13.540 ccm angeboten wurde. Die Dresdener Straßenbahn AG entschied sich damals für die 135 PS Variante. Als Getriebe war ein 6-Gang-Getriebe eingebaut.

Der fertige Bus war 12 m lang, 2,50 m breit und 3,20 m hoch. Er hatte 28 Sitz- und 55 Stehplätze. Sein zulässiges Gesamtgewicht betrug 17,2 Tonnen und seine Höchstgeschwindigkeit betrug 44 km/h.

Nach Fertigstellung war den Bussen der Dresdener Straßenbahn AG jedoch nur eine kurze Zeit im Dresdener Straßenbild beschieden. Sofort nach Ausbruch des Krieges wurden diese Busse vom Militär beschlagnahmt. Auch wurde die technische Weiterentwicklung von Omnibussen während des Krieges faktisch eingestellt, von Vereinfachungen bzw. Typenstandardisierung mal abgesehen.


Der Bus anlässlich einer Ausfahrt bei einem Oldtimertreffen in Neschwitz (DDR)

Nach dem Krieg konnten nur noch vier Exemplare der Dresdener Straßenbahn AG vom Typ Büssing-NAG 900 N wieder aufgetrieben werden. Alle waren zerstört und konnten nur unter größten Schwierigkeiten wieder fahrbereit gemacht werden. Sie versahen bis 1961 ihren Dienst und wurden dann endgültig ausgemustert. Ein Fahrzeug behielt man als Fahrschulwagen, der bis 1971 im Einsatz war. Dann wurde auch er endgültig ausgemustert.

Der Bus wurde aber nicht verschrottet, sondern man behielt ihn um ihn später als Museumsfahrzeug wieder herzurichten. 1985 war es dann soweit. 15 Leute bildeten ein sogenanntes „Arbeitskollektiv“ um den Bus zu restaurieren. Wie damals in der DDR üblich musste so ein Vorhaben auch einen offiziellen Namen haben: „Erhaltung eines geschichtlichen Sachzeugen als technisches Denkmal“. Dieser Begriff rechtfertigte dann auch den unvermeidlichen Werkstatt- und Materialaufwand verbunden mit vielen Freizeit- und Feierabendeinsätzen.

1986 war es dann soweit, die Crew des „Traditionsfahrzeugs“ konnte stolz ihren Bus der Öffentlichkeit vorstellen. Durch die Volkspolizei wurde das Kennzeichen „RL 19-38“ zugeteilt, mit dem auf das Baujahr des Busses hingewiesen werden konnte.

Heute wird das Fahrzeug vom Verein „Historische Kraftfahrzeuge des Dresdner Nahverkehrs e.V.“ betreut (Webseite). Das Fahrzeug ist fahrbereit und kann gemietet werden. Es ist somit wohl der einzige noch existierende Büssing-NAG 900 N oder anders ausgedrückt: Er ist der letzte seiner Art.


Heckansicht des restaurierten Busses


Fotos:
Omnibusarchiv


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