Omnibus-Infos » Mercedes-Benz
Mercedes O 321 H
12.08.2008 - 00:00

English version

Mercedes O 321 H
  • Erstmals neue Semi-Integralbauweise umgesetzt
  • Auffallend elegantes Erscheinungsbild
  • Reise- und Linienbus innerhalb einer Baureihe
  • Weltmeister seiner Zeit: knapp 30 000 Exemplare gebaut
  • Fertigung in Mannheim, dem zentralen Omnibuswerk


Mercedes-Benz Typ O 321 H

Sein Start erfolgt 1954, dem Jahr, in dem die deutsche Fußball-Nationalmannschaft erstmals der Weltmeistertitel erringt. Niemand ahnte jedoch beim Anlauf der Fertigung, dass auch der neue Omnibus Mercedes-Benz O 321 H das Zeug zum Weltmeister hat: Einschließlich der Fahrgestelle und der Fertigung im Ausland erreicht der vielseitige Omnibus in seiner langen Laufbahn von 16 Jahren weltweit eine Stückzahl von annähernd 30 000 Exemplaren - mehr als jeder andere Omnibus zuvor.


Innenansicht vom O 321 H 1954.

Premiere im Dezember 1954

Am Nikolaustag im Dezember 1954 rollt der erste O 321 H aus dem Werk Mannheim, das kurz zuvor zum zentralen Omnibuswerk der damaligen Daimler-Benz AG erklärt worden war. Der neue Omnibus verfügt auch über ein neues technisches Konzept: Mit seiner Semi-Integralbauweise verabschiedet er sich von der bis gepflegten Chassisbauweise - das Ende der Gemeinsamkeiten von Omnibussen und Lastwagen ist vollzogen - von den Antriebsaggregaten einmal abgesehen. Eingeläutet hatte diesen Schritt als Frontlenker mit Heckmotor bereits einige Jahre zuvor der Mercedes-Benz O 6600 H, sein Aufbau jedoch ruhte ganz nach herkömmlicher Art auf einem Leiterrahmenchassis.


Presseempfang anlässlich der Vorstellung des Mercedes-Benz Typ O 321 H am 6.12.1954 in Mannheim.

Semi-selbsttragende Bauweise mit Bodenrahmen

Grundlage des O 321 H ist dagegen ein Bodenrahmen, der für sich gesehen selbsttragend konstruiert ist. Mit diesem Rahmen von hoher Festigkeit wird der Aufbau fest verschweißt. Beide Komponenten zusammen ergeben einen sehr steifen Karosseriekörper. Ergebnis der Konstruktion ist eine höhere Stabilität, geringeres Gewicht und durch Entfall der Chassis-Längsträger ein größerer Gepäckraum zwischen den Achsen. Schraubenfedern an der Vorderachse anstelle der bisher verwendeten Blattfedern verbessern den Fahrkomfort. Mit dem O 321 H beginnt eine neue Ära der Omnibusse von Mercedes-Benz.


Bodenrahmen vom O 321 H, 1954.

Gleichzeitig bietet der separate Bodenrahmen des neuen Omnibusses die Chance, den klassischen Aufbauern weiterhin Fahrgestelle zur Verfügung zu stellen. Die Karossiers im In- und Ausland nutzen diese Möglichkeit gerne für individuelle Aufbauten von Omnibussen aller Art.


Karosseriekörper auf Bodenrahmen vom O 321 H, 1954.

Optisch ein echter Blickfang

Doch auch der originale Mercedes-Benz O 321 H als Komplettfahrzeug mit Stern ist ein echter Blickfang. Die rundliche Karosserie sieht ausgesprochen harmonisch aus. Der markante ovale Grill mit dem großen Markenemblem fasst die Rundscheinwerfer ein. Er ziert auch die neuen Frontlenker-Lkw der fünfziger Jahre, erinnert deutlich an den legendären 300 SL und begründet im Ursprung ein Omnibus-Markengesicht bis zum modernen Reisebus Mercedes-Benz Travego 50 Jahre nach der Premiere des O 321 H.

Zurzeit des Serienanlaufs des Mercedes-Benz O 321 H sind Omnibusse längst noch nicht so hoch spezialisiert wie heute, eine einzige Baureihe muss die ganze Spannweite vom Stadtlinienbus bis zum Reisewagen abdecken. Der O 321 H bewältigt diese Aufgabe mit Bravour. So gibt es ihn einerseits mit breiten Innenfalttüren vor der Hinterachse, Zielschildkasten und einer nüchtern-funktionellen Innenausstattung als Linienbus. Andererseits fährt er als ebenso eleganter wie komfortabler Reisebus mit luftiger Dachrandverglasung, Einstieg nach der Hinterachse, Schlagtüren, Gepäcknetzen und fantasievollen mehrfarbigen Lackierungen vor.


Mercedes-Benz Typ O 321 H als Stadtlinienbus in Konstanz, 1960.

Nach zwei Jahren auch zwei Längen

Die Geschichte des O 321 H beginnt trotz seiner zahlreicher Ausstattungsvarianten mit nur einem Modell, 9,23 Meter lang mit 4,18 Metern Radstand - aus heutiger Sicht ein Midibus. Zwei Jahre nach der Vorstellung legt Daimler-Benz mit der verlängerten Variante O 321 HL nach. Radstand und Länge wachsen jeweils um knapp 1,5 Meter. Fasste der Reisbus bis dahin maximal 37 Fahrgäste, so kommen nun dank zwei weiteren Reihen bis zu 45 Passagiere im O 321 HL mit 10,6 Meter Länge unter.

Im Heck arbeitet jeweils ein längs eingebauter Vorkammer-Dieselmotor. Der Reihensechszylinder aus der Baureihe OM 321 leistet aus 5,1 Liter Hubraum 110 PS. Wünschen nach höherer Leistung entspricht das Unternehmen ab 1962: Dann kommt wahlweise der größere Reihenmotor OM 322 mit 126 PS aus 5,7 Liter Hubraum zum Einsatz. Die Kraftübertragung obliegt bei beiden Triebwerken einem vollsynchronisierten Fünfganggetriebe.


Mercedes-Benz Typ O 321 HL, 1963.

Optisch mehrfach aufgewertet

Nicht nur Länge und Technik wandeln sich, auch die Optik des Mercedes-Benz O 321 H verändert sich mit den Jahren. Treten die ersten Exemplare betont schlicht an, so schmückt speziell den Reisebus mit der Zeit immer mehr Chrom. Dies gilt für die Einfassung des Kühlergrills ebenso wie für eine breite Blende unterhalb der Frontscheibe. Sie läuft seitlich aus und markiert überdeutlich die Gürtellinie des Omnibusses.

Auch dank mehrerer Facelifts gewinnt der O 321 H mit den Jahren an Statur. Die anfangs flache Frontscheibe wird ab 1957 größer und weiter nach unten gezogen. Sie wächst 1961 nochmals, diesmal jedoch nach oben, was den Fahrgästen eine bessere Sicht verschafft. Ein neues Heck mit einer großen, nun einteiligen Scheibe erhält der O 321 H im Jahr 1963. Dank eines im mittleren Bereich erhöhten Dachs wächst parallel dazu die Stehhöhe. Doch zu dieser Zeit nähert sich die große Laufbahn des O 321 H in Europa bereits dem Ende. Mit den reinen Linienbussen O 317 und O 322 begleiten ihn zu dieser Zeit bereits die ersten hoch spezialisierten Omnibusse.


Mercedes-Benz Typ O 321 H mit Aufbau von Vetter, 1965.

Lange Karriere in aller Welt

Während seiner langen Geschichte schlägt der O 321 H auch eine internationale Karriere ein. Das Omnibuswerk in Mannheim verlassen mehr als 18 000 Exemplare des Bestsellers, etwa zwei Drittel davon als Komplettbusse, ein Drittel als Fahrgestelle für Aufbauten. Viele dieser Omnibusse fahren in den Export in europäische Länder, nach Afrika und Asien. Im Jahr 1965 liefert das Werk außerdem 116 Teilesätze nach Griechenland und vier nach Argentinien. Eine völlig andere Größenordnung erreichen die umfangreichen Lieferungen nach Brasilien: Mehr als 11 000 Teilesätze gehen zwischen 1957 und 1970 per Schiff über den Atlantik. Insgesamt fertigt die damalige Daimler-Benz AG exakt 29 586 Einheiten des Mercedes-Benz O 321 H / HL - eine wirklich weltmeisterliche Zahl.


Mercedes-Benz Typ O 321H auf der Todtburger Brücke bei Wiesensteig am Albaufstieg, 1958.


Technische Daten - Mercedes O 321 H – Überlandausführung (Typenblatt)

Technische Daten - Mercedes O 321 H – Reiseausführung (Typenblatt)

Fotos:
Daimler AG
Omnibusarchiv
Text:
Daimler AG


admin


gedruckt am 29.03.2024 - 09:30
http://www.omnibusarchiv.de/include.php?path=content&contentid=361