Jubiläen
50 Jahre Setra – Baukastensystem *
02.05.2009 - 00:00

50 Jahre Setra – Baukastensystem
  • 1959 wurde das Setra Baukastensystem eingeführt
  • Setra S 9: Der erste Bus aus dem Baukastensystem
  • Erste Baureihe bestand aus sechs Typen


Setra S 9 – der erste Bus nach dem Baukastensystem

Auch nachdem man sich durch die selbsttragende Bauweise im Omnibusbau vom Lkw gelöst hatte, war der Bau eines Omnibusses immer noch eine individuelle Einzelanfertigung. Abgesehen von größeren Stückzahlen eines bestimmten Modells, konnte von einer Serienfertigung im Omnibusbau noch keine Rede sein.

So war es auch bei Kässbohrer, die mit ihren drei Typen S 6, S 8 und S 10 den Markt bedienten, wo eine immer größer werdenden Nachfrage die Kapazitäten stark beanspruchten. Außerdem war die Erweiterung des Angebotes durch größere Modelle vorgesehen. Otto Kässbohrer entschloß sich deshalb zu einer technischen Umstellung des Bauprogrammes, die für den wirtschaftlichen und rationellen Omnibusbau vorbildlich werden sollte: Das Baukastenprinzip.

Hierbei wurden für den Aufbau, das Fahr- und Triebwerk weitgehend gleiche Teile verwendet. Lediglich in der Größe unterschieden sich die einzelnen Fahrzeuge.


Setra S 10 – Baujahr 1959

Auch für das Fahr- und Werkstattpersonal ergaben sich Vorteile: Man musste sich nur mit einem Grundtyp vertraut machen, um alle anderen Typen zu kennen. Auch die Wartungs- und Reparaturzeiten konnten so deutlich verringert werden.


Setra S 11 – Baujahr 1959

1959 wurde dieses System bei Kässbohrer eingeführt. Die ersten Modelle der neuen Baureihe waren der S 9, der den S 8 ablöste, mit einer Länge von 9.630 mm, der S 10 mit einer Länge von 10.220 mm und der neue S 11 mit einer Länge von 11.120 mm. Der Setra S 6 blieb weiter im Programm.




Wie bisher gab die Typenbezeichnung wieder die Anzahl der möglichen Sitzreihen an. So konnte der S 9 mit bis zu 48 Sitzplätzen ausgestattet werden. In der Normalbestuhlung mit neun Sitzreihen betrugt der Abstand zwischen den Sitzreihen rund 770 mm, bei der Luxus-Reisebestuhlung waren es etwa 880 mm. Die Stehhöhe des mit einem ebenen Fußboden ausgestatteten Busses betrug 1.900 mm.


Setra S 10 – Baujahr 1959

Äußerlich unterschieden sich die neuen Modelle vor allem durch eine leichter wirkende Formgebung im Front- sowie im Heckbereich. Der Kühlergrill war nun kleiner und im Heck hatte man auf die ausladende Gestaltung verzichtet. Technisch griff man auf die bewährten Komponenten zurück, lediglich bei der Blattfederung gab es etwas Neues. Erstmals wurde im Setra die von Kässbohrer entwickelte Blattfeder-Zentralschmierung eingebaut. Bei dieser verhinderte ein konstanter Ölfilm wirkungsvoll den Ansatz von Rost und trockene Reibung. Damit wurde die Wartung der Federn erleichtert und deren Lebensdauer erhöht.

Die Seiten- und Oberlichtscheiben waren aus Sicherheitsglas, die Kuppel- und hinteren Eckscheiben aus Plexiglas. Da die Gepäckablagen unter dem Mitteldach angebracht war, hatten die Passagiere freie Sicht aus den Oberfenstern. Auf Wunsch konnten auch doppelverglaste Seitenscheiben eingebaut werden.


Setra S 12 Hochdecker – Baujahr 1959

In Serie gingen die Modelle S 9 und S 10 im Mai 1959. Der S 11 folgte im August. Die erste große öffentliche Präsentation fand anläßlich der Internationalen Automobil Ausstellung in Frankfurt statt. Dort stellte man auch eine weitere Neuheit vor, den Setra S 12 Hochdecker. Er war 11.900 mm lang und 3.200 mm hoch. Durch den hohen Wageninnenboden und zusätzliche Podeste, fielen die Radkästen im Fahrzeug weg und die Fahrgastsitze konnten beliebig, wie auf Schienen, verstellbar angeordnet werden.


Kässbohrer Messestand 1959

Um den Busunternehmern eine weitgehend einheitliche Ersatzteilhaltung zu ermöglichen, wurde wieder ein Stadtbus aus den Reisebusmodellen abgeleitet. Dieser Bus erhielt die Typenbezeichnung S 10 und war 10.220 mm lang. Um einen niedrigen Einstieg zu erhalten, hatte man auf die Kofferräume verzichtet.


Setra S 10 Linienausführung 1959




Nachdem die Mittelgangsitze in Reisebussen verboten wurden, ging man bei Kässbohrer daran, die gesetzlich zulässige Höchstlänge von 12 m auszunutzen. Dies führte im Juli 1961 zur Erweiterung der Baureihe um den S 14.


Setra S 14 – Baujahr 1961

Mit diesem Bus begann auch eine Umstellung des bisherigen Designs. Der Frontgrill war neu gestaltet und die Wind- und Heckscheiben waren höher gezogen und wurden nun nur noch von schmalen Stegen unterteilt, was ihnen ein moderneres Aussehen verlieh. Durch die steiler gestaltete Front- und Heckpartie konnte auch der Innenraum besser ausgenutzt werden.


Setra S 14 - Innenansicht

Mit der Umstellung fiel auch die Kuppelverglasung und die Verglasung der hinteren Eckscheiben weg. An ihrer Stelle trat eine normale Beblechung. Die Dachrandverglasung behielt man bei.


Setra S 9 – Baujahr 1962

Nach und nach wurden auch die anderen Modelle auf das neue Design umgestellt. Weil man nun bei gleichbleibender Länge eine Sitzreihe mehr einbauen konnte, änderten sich auch die Typenbezeichnungen. Aus dem bisherigen S 9 wurde der S 10. Der S 10 wurde zum S 11 und der bisherige S 11 zum S 12. Neu war dann der S 9 mit einer Länge von 8.350 mm. Er stellte auch das Kleinste dar, was im Rahmen der Baukastenserie möglich war.


Setra S 10 – Baujahr 1962

Als weitere Neuerung wurde bei den Typen S 10, S 11 und S 12 wieder die Sitzanordnung auf Podesten eingeführt, womit ein größeres Kofferraumvolumen erreicht wurde. Somit konnte der Kunde wählen zwischen ebenem Boden oder Podest. Die Busse mit Podesten sind an ihren höheren Kofferraumklappen zu erkennen. Der Setra S 9 wurde nur in Podestausführung angeboten.


Setra S 11 – Baujahr 1962

Neben der Normalausführung wurde der S 9 auch in einer Paßversion, speziell für die Schweiz, in einer Breite von 2.300 mm angeboten.


Setra S 11 – Innenansicht





Setra S 12 – Baujahr 1961



Setra S 12 im Reiseverkehr in Bulgarien

Um noch mehr Fahrgäste in einem Bus von 12 m Länge befördern zu können, brachte Kässbohrer im Frühjahr 1965 den S 15 heraus. Er konnte ein Sitzreihe mehr aufnehmen, was durch eine steilere und weniger stark seitlich gewölbte Front- und Heckpartie ermöglicht wurde. Ein weiteres augenfälligeres Merkmal waren die Seitenscheiben, die um 17,5 cm nach oben erhöht wurden. Das bedingte, das die Dachrandverglasung nun wesentlich flacher ausfiel. Die Erhöhung der Seitenscheiben, wurde auch auf die anderen Modelle der Baureihe 10 übertragen.


Setra S 15 – Baujahr 1965

Doch mit der Vorstellung des S 15 wurde auch schon das Ende der 10er Baureihe eingeläutet. Äußerlich wich er im Front- und Heckbereich vom Baukasten ab und befriedigte auch im Styling nicht so recht. Gleichzeitig mit dem S 15 stellte Kässbohrer auf der IAA auch einen neuen Bus vor, der die Lücke, die nach Einstellung des S 6 entstanden war, füllen sollte: den S 7. Er hatte ein kantigeres Design und zeigte damit an, wie die neue Generation von Setra-Bussen aussehen würde. 1967 wurde die Baureihe 10 mit der Vorstellung der Baureihe 100 auf der IAA endgültig eingestellt.


Setra S 7 – Baujahr 1965


Fotos und Videos-Clip:
EvoBus GmbH – Setra Omnibusse
Omnibusarchiv


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