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Golden Dolphin - Ein Flop
01.10.2006 - 17:46

Golden Dolphin - Ein Flop

"Quadratisch - praktisch - gut", könnte die Formel für den Omnibus lauten. Geht es doch darum, möglichst viele Passagiere in dem zur Verfügung stehenden Raum unterzubringen. Da sind natürlich Karosserieformen die strömungsgünstig sind eher hinderlich. Trotzdem wurde immer wieder versucht, besonders in den 30ger Jahren, "Stromlinienbusse" dem Publikum und den Omnibusunternehmern schmackhaft zu machen. Einer der letzten Versuche war wohl die Vorstellung des "Golden Dolphin" auf dem Genfer Automobilsalon 1956.

Vorgestellt wurde er von der Firma Viberti, einem Hersteller von Aufbauten und Anhängern aus Italien, die dem Fahrzeug eine, zugegebenermaßen, aerodynamisch schnittige Form gegeben hatte. Bei einem Radstand von 5.850 mm, einem vorderen Überhang von 2.700 mm und einem hinteren Überhang von 2.950 mm ergab sich eine Gesamtlänge von 11.500 mm.

Der "Golden Dolphin" 1956

Die Spurweite wurde vorn mit 2.050 mm und hinten mit 2.044 mm angegeben. Angetrieben werden sollte der Bus mit einer Gasturbine, die in Wagenmitte (Unterfluranordnung) eingebaut sein sollte. Beweisen konnte das niemand, denn niemand bekam seinerzeit diese Turbine zu sehen. Verständlich, dass sich daraufhin das Gerücht verbreitete, der Bus hätte gar kein Antriebsaggregat eingebaut. Laut Hersteller sollte der Bus mit diesem Antrieb eine Spitzengeschwindigkeit von 200 km/h erreichen. Ein Wert, der alsbald angezweifelt wurde. Zumal, wo sollte der Bus diese Geschwindigkeit fahren? Auf keiner Autobahn der Welt war eine derartige Geschwindigkeit zugelassen. Der Antrieb zu den Hinterrädern sollte hydromechanisch erfolgen. Auch hier konnte niemand erfahren, wie dieses Problem technisch gelöst wurde.

Die Karosserie des Busses war aus Kunststoff, wobei praktisch die obere Hälfte aus Plexiglas bestand. Zwangsläufig gerieten die Einstiege etwas klein und erinnern mehr an den Zugang zu einer Hundehütte, als dem Einstieg in einen Reisebus. Auf alle Fälle hieß es: "Köpfe einziehen!"
Großzügig dagegen war die Verteilung der Sitze. Ganze 18 Einzelsitze waren für Passagiere vorhanden, was eine enorme Raum und Beinfreiheit ergab. Dazu kam noch ein weiterer Sitz für den Reiseleiter bzw. die Stewardesse. Dazu kam eine Telefonanlage, damit die Stewardesse bzw. der Reiseleiter mit jedem Passagier telefonisch in Kontakt treten konnte. Ein positiver Punkt: Alle Sitze waren mit Anschnallgurten versehen. Die Inneneinrichtung erinnerte mehr an ein Flugzeug und das Ganze stellte mehr eine klimatisierte Druckkabine auf Rädern dar

Folgerichtig der futuristischen Form, war der Fahrerplatz in der Mitte des Fahrzeuges angeordnet. Es handelte sich um eine Hydrolenkung mit verstellbarer Lenksäule. Die Bremsen wurden im Prospekt als "schwebende Bremsen" angegeben. Es war aber nicht in Erfahrung zu bringen, was der Hersteller sich darunter vorstellte.









Der "Einstieg"


Nach anfänglicher Euphorie stellte sich alsbald Ernüchterung bei den Betrachtern ein. Wie hoch muss in einem solchen Luxusgefährt der Fahrpreis sein und wer soll ihn bezahlen? Ein Omnibus ist ein Nutzfahrzeug und je mehr Sitzplätze er hat, desto größer ist sein Nutzen für den Unternehmer. Die Stromlinie jedenfalls erlaubt nicht die optimale Raumausnutzung und spielte deshalb in den 50ger Jahren keine Rolle mehr im Omnibusbau. Der "Golden Dolphin" war deshalb nur noch ein Abgesang der Stromlinie. Er hat nicht einmal Gedankenanstöße für ein neues Konzept im Omnibusbau geliefert.


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