Ehemalige Bushersteller
Ford-Werke AG
12.09.2009 - 00:00

Ford Werke AG


Ford V8/51 mit 90 PS – Baujahr 1938

Im Jahre 1930 legte Henry Ford I den Grundstein für das neue „Ford-Werk-Deutschland“ in Köln-Niehl. Bereits ein Jahr später lief das erste Fahrzeug vom Band. Anfangs bestanden die Fahrzeuge noch aus importierten Teilen, aber ab 1935 waren sie ein rein deutsches Erzeugnis. Damit wurde der bisherige Standort im Berliner Westhafen, dort in angemieteten Hallen, überflüssig.

Neben den Personenwagen, wurden vor allem Lastwagen des Typs „AA“ mit einem 40-PS-Vierzylindermotor produziert. 1932 folgte die „BB“-Version mit 50-PS-Motor. Auf diese Fahrgestelle wurden von verschiedenen Firmen kleine Omnibuskarosserien mit 13 bis 25 Sitzplätzen aufgebaut.

1936 erschienen die auf der Basis des Ford V8/51 neuen Fahrgestelle. Damit konnten Busse mit 28 bis 34 Sitzplätzen aufgebaut werden. Verwendet dafür wurden die Tiefrahmen-Untergestelle der Fa. Clerck aus Wuppertal. Die Baureihe V8/51 wurde 1939 erneuert und unter der Bezeichnung V8/G 917 T vertrieben.

Im gleichen Jahr erschienen die ersten achtsitzigen Kleinbusse auf dem BB-Fahrgestell. Sie verfügten über einen 40-PS-Vierzylinder-Motor und Imbert-Holzgasanlage. Die Karosserien für diese Busse entstanden bei Harmening in Bückeburg und Kässbohrer in Ulm.

Auf einem Dreitonnen-Tiefrahmenchassis erschien gleichzeitig der Typ V8/G 987 für 25 Sitzplätze. Die Maschine leistete 75 PS und hatte eine Imbert-Holzgasanlage im Heck. Das Fahrzeug hatte einen selbsttragenden Wagenkasten mit einem leichten Tragegerippe. Dieses wurde durch Einbeziehung des Dachs, der Seitenwände und des Fußbodens stabilisiert. Die Seitenwandungen bestanden aus Delignit-Sperrholzplatten, die mit Kunstharz verleimt waren. Dadurch konnte man auf Tiefziehbleche verzichten, was eine Gewichtsersparnis von fast 90% brachte und damit das Gewicht des Gasgenerators wieder kompensierte.


Ford BB/G 987 TG mit Aufbau von Harmening – Baujahr 1941

In den letzten Kriegstagen wurde das Werk dann durch Bomben und Beschuß in Trümmer gelegt und die Produktion musste eingestellt werden. Doch schon am 8. Mai 1945 begann man wieder mit der Produktion von 3-Tonner-Lastwagen. Ford war halt ein amerikanisches Unternehmen und bekam die Genehmigung zur Produktion halt schneller als die anderen.

1948 wurde das Nutzfahrzeugprogramm um zwei spezielle Omnibus-Fahrgestelle erweitert, den Typen G 790 B und G 798 B. Ausgestattet waren die Fahrgestelle mit dem inzwischen 95 PS starken Motor V8. Auf diesen Fahrgestellen wurden Busse mit bis zu 25 sitzende und 33 stehende Fahrgäste aufgebaut. Hauptabnehmer dieser Busse waren die amerikanischen und britischen Besatzungsmächte.

Ein Wort zu den Typenbezeichnungen. Der interne Typencode schlüsselte sich damals wie folgt auf:

Schlüssel
Bedeutung
G
=
Germany
Ford-Werke Köln
7
=
Endziffer des Entwicklungsjahres
hier 1947
9
=
3,9 Liter V8-Benzinmotor
8
=
Radstand in Zoll
0=209 Zoll - 8=158 Zoll
B
=
Bus-Fahrgestell



Serienmäßig waren die Busse von Ford anfangs nur mit dem kantigen Aufbau der Karosseriefabrik Peter Bauer aus Köln erhältlich. Ein Prospekt aus der damaligen Zeit warb für den Bus folgendermaßen:

Zitat
“Wie gefällt Ihnen der Ford-Bus in der Linie? Ist er nicht schön in seiner glatten, zweckvollen Form? Die tiefen bombierten Seitenwände, die geneigte Vorderwand mit der geteilten schrägen Stirnscheibe und die vom Dach herunter abgerundete Rückwand geben dem Fahrzeug ein schnittiges Aussehen. Wie groß die Fenster sind! Es ist gerade, als wenn sich ein Glasband um den Wagen zieht. Das schätzen die Fahrgäste ja immer besonders, der Aussicht wegen.“



Ford G 798 B mit Aufbau von P. Bauer für die Deutsche Post – Baujahr 1948


Doch so geteilt wie die Windschutzscheibe, so geteilt war auch die Meinung über diese schwärmerische Aussage im Prospekt. Schon im Jahre 1950 erschienen die ersten „Luxus“-Aufbauten von NWF und Drauz. Aus dem „eckigen Kasten mit Rädern“ war ein moderner Reisebus mit abgerundeten Ecken, Schiebedach, Dachrandverglasung etc. geworden, wie ein damaliger Pressetext vermerkte.


Werbeprospekt aus dem Jahre 1948

Die Firma Drauz bespielsweise hatte zwei Modelle im Angebot: Eine Standard-Ausführung für den Berufs- und Linienverkehr und eine Luxus-Ausführung. In Letzterer hatte jeder Sitz einen Aschenbecher und einen Zigarettenanzünder. Jede Sitzreihe eine eigene Beleuchtung. Radio, Mikrofon und Lautsprecheranlage waren ebenfalls vorhanden. Da Ford selbst keine Aufbauten herstellte, konnten die Busse der verschiedenen Aufbauer über jeden Ford-Händler bezogen werden.


Ford G 790 B mit Drauz-Aufbau in Standardausführung – Baujahr 1948


NWF-Aufbau auf 2-Tonner-Lkw-Fahrgestell – Baujahr 1951


Reisebusaufbau auf 3-Tonner-Chassis von Steib – Baujahr 1951

1952 kommt das neue Bus-Fahrgestell G 199 B, das nun das bisherige Fahrgestell G 790 B ablöst. Die Kurz-Version G 798 B bleibt dagegen noch bis 1953 im Programm. Auch das neue Fahrgestell G 199 B besitzt weiterhin den V8-Benzinmotor, dessen Leistung nun mit 100 PS angegeben wird. Neu ist ein Dieselmotor im Chassis-Modell G 1Y9 B (Das Y steht für den 6-Zylinder-Diesel). Dieser Diesel-Motor war aber keine Eigenentwicklung von Ford, sondern stammte von der amerikanischen Firma Hercules, die ihn speziell für den 3,5 t-Lastwagen konzipiert hatte, der im Kölner Werk gebaut wurde.

1954 stellte Ford den Hauben-Lastwagen FK 4000 vor, dessen Fahrgestell auch für Omnibusaufbauten von Bauer, Kässbohrer und Voll genutzt wurden. Bereits ein Jahr später folgte der FK 4500 mit dem markanten Haifischmaul-Grill im US-Stil. Er war mit dem 120 PS starken V6-Zweitakt-Diesel des österreichischen Professors Hans List ausgestattet. Der leichtere FK 2500 hatte den 80 PS – V4 aus der Ford-List-Motorenreihe.


Ford G 1Y9 B mit Aufbau von NWF – Baujahr 1955


Ford FK 4500 – Baujahr 1955

Die Zukunft im Omnibusbau gehörte jedoch dem selbsttragenden Aufbau mit Heckmotor. Für diese Zwecke wurden von Ford Fahrgestelle mit hinten liegenden Motoren angeboten. Diese sogenannten „Ford Schnellbusse“ bzw. „Ford Leichtbusse“ wurden von Drauz und von NWF gebaut (Siehe Links rechts oben).

1958 endete jedoch jede Lkw-Produktion bei Ford und damit auch die Produktion der Fahrgestelle für Großbusse. Hauptursache war der glücklose Zweitakter-Diesel, der sich als wenig standfest erwiesen hatte. Ford nutzte nun die freigewordenen Kapazitäten für die erfolgreiche Pkw- und Transporter-Produktion.

Bereits 1954 hatte sich Ford mit dem Transporter FK 1000 einen neuen Markt erschlossen. Diesen Transporter gab es auch als neunsitzigen Kleinbus mit Drauz- und als elfsitzigen Kleinbus mit Migö-Karosserie. Denen folgten die „TT-Modelle“ (Taunus-Transit) und diesen wiederum die „FT-Modelle“ (Ford-Transit). Letztere gab es mit verschiedenen Radständen und neun bis fünfzehn Sitzplätzen. Heute produziert Ford immer noch die Transitmodelle, die aber nun ausschließlich bei Ford aufgebaut werden.
Siehe Ford-Werke GmbH


Ford Transit FT 130 D – Baujahr 1972


Ford Transit FT 80 – Baujahr 1991


Ford Transit – Baujahr 2009


Fotos:
Ford-Werke


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