Geschichte
Der 1. Motor-Omnibus
09.01.2006 - 17:11

Der 1. Motor-Omnibus





Ein Nachbau des 1. Motoromnibusses

Als der erste Motor-Omnibus das Licht der Welt erblickte, waren schon einige Jahre Automobilgeschichte ins Land gegangen. Sinnigerweise war es keine Großstadt, die dem ersten Motoromnibus zur Geburt verhalf, sondern ein kleiner Ort im Siegerland - Netphen.

Dort gab es Arbeiter, die täglich 2-3 Stunden zu den benachbarten Fabriken marschieren mußten. Wem das zu beschwerlich war, der wurde "Wasserkostgänger". Das hieß: Man nahm Brot für eine ganze Woche mit und blieb von Montag bis Samstag am Arbeitsplatz. Dort schlief man auf Stroh in Scheunen und Ställen. Lediglich Wasser zum Waschen und Kaffeekochen wurde zur Verfügung gestellt.

So kamen fortschrittlich eingestellte Bürger auf die Idee, die neumodischen Automobile zur Linderung dieser Not einzusetzen. Es fanden sich alsbald auch genügend Bürger, die das erforderliche Kapital aufbrachten. So wurde beschlossen einen Wagen anzuschaffen, der folgende Voraussetzungen haben sollte:
Einen Motor mit 4-5 PS, geeignet für 6-8 Personen, und bei mittlerer Fahrgeschwindigkeit sollte er von Deuz bis Weidenau ca. 1 Stunde benötigen. Als Kapital wurden 7.000 Mark festgesetzt.

Am 18. März 1895 war es dann soweit: Die erste Motor-Omnibus-Linie der Welt wurde zwischen Netphen-Siegen-Deuz eröffnet.

Doch bald schon zeigten sich die Schwächen dieses Fahrzeuges. Das Gefährt hatte nämlich erhebliche Steigungen zu bewältigen und öfters mussten die Passagiere aussteigen und mit Muskelkraft helfen, den Bus über den Berg zu bringen. Doch auch die technischen Schwierigkeiten häuften sich, so daß der Linienverkehr im November 1895 nach Deuz eingestellt wurde, trotz eines zweiten Fahrzeuges, welches man noch zusätzlich angeschafft hatte. Am 20. Dezember löste man die ganze Automobilomnibusverbindung auf.


Der 1. Motoromnibus mit seinem Fahrer Karl Otto aus Nauholz

Benz hatte sich bereit erklärt beide Wagen zurückzunehmen. Was aus ihnen geworden ist, läßt sich nicht mehr feststellen. Vielleicht wurden sie als Hotel-Omnibusse wiederverkauft, eine weitere Variante des Omnibusbetriebes.


Fotos:
Daimler AG
Omnibusarchiv


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