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Mercedes Cito
08.07.2010 - 01:00

Mercedes Cito
  • Vorstellung auf der IAA 1999
  • Niederflur-Midibus mit dieselelektrischem Antrieb
  • Gebaut in 3 Längen


Der Mercedes-Benz Cito als 9-m-Ausführung

Auf der IAA 1999 stellte Mercedes den Niederflur-Midibus Cito offiziell vor. Hierbei handelte es sich um einen Stadtlinienbus, der mit einem dieselelektrischen Antrieb ausgestattet war. Mit diesem Bus wollte Mercedes-Benz seinen Full-Line Anspruch untermauern, der sich vom Minibus über den Midi, den 12-m-Standard-, den 15-m-Dreiachsbus bis hin zum 18-m-Gelenkzug erstreckte. Gleichzeitig wollte man einen Bus anbieten, der in engen Innenstädten eingesetzt werden konnte, wo ein 12-m-Bus sonst nicht hin kam.


Der Mercedes-Benz Cito als 8-m-Ausführung

Um einen Bus bauen zu können der kleiner ist als der normale 12-m-Bus, hat der Hersteller zwei Möglichkeiten: Die erste, den 12-m-Bus zu verkürzen, wobei der Erfolg umstritten ist. Erstens stimmen dann die Proportionen nicht mehr so ganz und zweitens ist er immer noch 2,50 m breit, womit in engen Gassen schwer zu manövrieren ist.

Die zweite Option bietet der Minibus. Das sind Fahrzeuge auf Basis von Transportern mit einer Gesamtlänge von bis zu 8 m. Die Praxis hat aber gezeigt, dass der Abstand zwischen dem „klassischen“ 12-m-Linienbus und dem größten Minibus immer noch zu groß ist. In dieses Segment wollte Mercedes-Benz den Cito platzieren.


Da das Fahrgastaufkommen sehr unterschiedlich ist, wurde der Cito in verschiedenen Längen angeboten. Um das zu bewerkstelligen, wurde der Bus als vollkommen eigenständiges Fahrzeug konzipiert, wobei man aber auf vorhandene Subsysteme zurückgriff vornehmlich vom Citaro. So stammen von diesem:

  • Vorderachse und Lenkung
  • elektropneumatisches Bremssystem EBS mit Scheibenbremsen an allen vier Rädern
  • intelligente Elektronik samt CAN-Bus
  • Türen inklusive deren Steuerung
  • Arbeitsplatz des Fahrers
  • Heizung, Lüftung und Klimatisierung
  • abgehängte Innendecke
  • System der Seitenwandverkleidung innen
  • Vom Setra NF die Rückleuchten
  • Vom Lkw Atego die Scheinwerfer


Der Cito wird aus fünf Segmenten zusammengesetzt, die drei unterschiedlichen Längen werden allein über das Mittelsegment erreicht.

Der Cito wurde auch konsequent als Niederflurbus konstruiert. Die Einstiegshöhe von 320 Millimeter war auch zugleich die durchgehende Höhe des Fahrzeugbodens. Einen nach hinten schräg ansteigenden Flur oder Stufen gab es nicht.

Die Fahrgastzelle, „Röhre“ genannt, wurde in Hybridbauweise ausgeführt, wobei Aluminium, Stahl und Kunststoff zum Einsatz kamen. Da man nicht von hohen Stückzahlen ausging, lohnten sich teure Werkzeuge zum maßgerechten Schweißen der Rahmenkonstruktion nicht. Deshalb griff man auf die von Alusuisse entwickelten Schraub-, Niet- und Klebetechniken für Aluminiumprofile und Sandwichplatten zurück.


Die Struktur des Rohbaues

Die Struktur des Segments ist im obigen Bild mit roten Linien hervorgehoben. Das Stahlgerippe war vormontiert und wurde als Ganzes mit der Röhre verschraubt. An diese Röhre wurde die einteilige freitragende Integralfront aus Kunststoff angeklebt. Ähnliches praktiziert Neoplan beim Starliner. Überhaupt bestanden fast alle Formteile der Außenhaut aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK). Dadurch konnte auch das Gewicht um ca. 10% gesenkt werden.


Die äußeren Kunststoffteile

Neu war auch der Antrieb. Man entschied sich beim Cito für einen dieselelektrischen Antrieb. Zum einen als optimale Lösung für den Cito, zum anderen im Hinblick auf zukünftige Konzepte wie den reinen Elektroantrieb in Verbindung mit einer Brennstoffzelle. Der Einbaubereich nahm dabei das komplette Heck des Busses bis unter das Dach in Anspruch.


Der Aufbau des dieselelektrischen Antriebes

Der Vierzylinder-Diesel war dabei oberhalb der Hinterachse und quer zur Fahrtrichtung angebracht. Mit der elektronischen Steuerung leistete er 125 kW (170 PS). Anstelle eines Getriebes war an den Motor der Generator angeflanscht. Dieser wiederum versorgte den zentral angeordneten Elektromotor mit Strom. Der Elektromotor hatte eine maximale Leistung von 118 kW.

Durch diese Anordnung musste auch im Design etwas anderes geschaffen werden, zumindest was das Heck betraf. Die übliche Gestaltung mit Heckfenster war beim Cito nicht möglich. Man zog also den Abschluß der Klimaanlage herunter und anstelle der sonst üblichen Heckklappe erhielt der Cito zwei große Motorraumtüren.


Heckansicht des Mercedes Cito

Durch die Verwendung der Citaro-Komponenten war die Verwandschaft zum selbigen, was den Innenraum angeht, unverkennbar. Die Sitze aber wurden neu entwickelt. Sie bestanden aus einer Kunststoffschale, deren Polsterung am Rand nicht überstand um den Verschleiß zu mindern. Stuhlbeine gab es auch nicht, so dass der Eindruck entstand, die Sitze würden über dem Flur schweben. Das gelang dadurch, dass die Sitze an der Seitenwand befestigt waren und zum Gang hin mit einem Kragarm abgestützt wurden. Bedingt durch die hohen Radkästen war dieser Platz für Sitze nicht zu benutzen, er wurde daher als Ablage für Taschen und Gepäck umgewidmet.


Innenansicht des Mercedes Cito

Wie am Anfang erwähnt wurde der Cito in drei Längen angeboten. Hier die Aufstellung der verschiedenen Versionen:


Mercedes-Benz Cito - 8 m
Länge:8.085 mm
Breite:2.350 mm
Radstand:4.500 mm
Höhe vorne:2.774 mm
Höhe hinten:2.945 mm
Sitzplätze:12
Stehplätze:40
zulässiges Gesamtgewicht:11.100 kg


Mercedes-Benz Cito - 9 m
Länge:8.908 mm
Breite:2.350 mm
Radstand:5.323 mm
Höhe vorne:2.774 mm
Höhe hinten:2.945 mm
Sitzplätze:16
Stehplätze:50
zulässiges Gesamtgewicht:11.800 kg


Mercedes-Benz Cito - 10 m
Länge:9.585 mm
Breite:2.350 mm
Radstand:6.000 mm
Höhe vorne:2.774 mm
Höhe hinten:2.945 mm
Sitzplätze:20
Stehplätze:60
zulässiges Gesamtgewicht:12.500 kg

Auf dem Internationalen Omnibus-Salons Fe­ria Internacio­nal de Autobuses y Autocares (F.I.A.A.) in Madrid im Jahre 2000 erhielt der Bus dann die Auszeichnung “International Bus of the Year 2001”. Dafür musste er sich gegen fünf Konkurrenten durchsetzen. Damit erhielt der Cito die begehrteste Trophäe innerhalb der europäischen Omnibuswelt.


Der Mercedes-Benz Cito als 9,5-m-Ausführung

Doch letztendlich half das aber auch nicht. Bereits im Jahre 2003, also vier Jahre nach seiner Vorstellung, wurde die Produktion des Cito eingestellt. Über die Gründe kann man spekulieren. Fest steht: Den Platz der Kleinbusse mit bis zu 20 Sitzplätzen nehmen im Angebot von Mercedes-Benz heute Busaufbauten auf Basis des Sprinters ein und bei Längen von 10 m, der Citaro K.


Der Mercedes-Benz Cito als 9-m-Ausführung für die BVG in Berlin


Technische Daten - Mercedes Cito (Typenblatt)

Fotos:
Daimler AG


admin


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