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Mercedes O 317
12.08.2011 - 01:00

Mercedes O 317

Ende der fünfziger Jahre war Mercedes-Benz auf dem Markt der Stadtlinienbusse nicht besonders stark vertreten. Hier beherrschte Büssing das Feld. Um diese Vormachtstellung zu durchbrechen, stellte man 1958 mit dem O 317 den ersten Großraum-Omnibus vor. Mit diesem Bus betrat man in vieler Hinsicht technisches Neuland.

Da seinerzeit das zulässige Gesamtgewicht auf 16 Tonnen begrenzt war, man aber 8 Tonnen Nutzlast anstrebte, entschied man sich bei dem Bus für eine Konstruktion, die man „integrale Bauweise“ nannte. Hierbei bildete der Rahmenboden und der Aufbau eine geschlossene Einheit. In dem Rahmenboden aus Rohrgurten und Stegblechen waren alle Fahraggregate und technische Komponenten untergebracht.


Bei dem Motor setzte man, genau wie Büssing, auf ein Unterfluraggregat. Zu diesem Zweck hatte man den Lkw-Motor OM 326 umkonstruiert und ihn in dem Bus unter der Bezeichnung OM 326 h mittig im Bodenrahmen eingebaut. Die anderen Aggregate wie Luftpresser, Lüfter, Kühler, Öl- und Wasserpumpe sowie Lichtmaschine befanden sich als geschlossene Gruppe an der Stirnseite hinter dem Kühlergrill.


Der Motor verfügte über 6 liegende Zylinder mit Einzelzylinderköpfen und leistete 127 kW (178 PS) mit einem Hubraum von 10,8 Liter. Für die Stadtbusausführung mit hinterer Plattform war jedoch auch eine Version mit 147 kW (200 PS) erhältlich.


Das Fahrwerk besteht vorne aus einer starren Faustachse, die auf zwei Luftfederbälgen ruht. Das Profil der Achse ist leicht gekröpft und mit Augen für die Lenker versehen.


Die Vorderachse

Die Hinterachse ist eine starre Banjoachse mit Hypoidantrieb. An der Achse sind auf beiden Seiten je ein Federträger befestigt, auf dessen äußersten Ende die Luftfederbälge ruhen.

Diese Luftfederung war seinerzeit neu für Mercedes-Busse. Sie ermöglichte einen höheren Fahrkomfort und eine immer gleiche Höhe der Trittstufen im Einstieg.


Die Hinterachse

Der größte Teil der luftgefederten Fahrgestelle des O 317 wurden von Daimler-Benz selbst karossiert und als Komplettbus angeboten. Es wurden aber auch Bodengruppen mit einer von Mercedes vorgegebenen unteren Frontpartie an andere Aufbautenhersteller geliefert.


Mercedes-Benz O 317 – Baujahr 1959 – mit Karosserie von Daimler-Benz



Um den Fahrer zu unterstützen wurde der O 317 mit einer ölhydraulischen Servolenkung ausgestattet. Wahlweise konnte das serienmäßige Daimler-Benz-Viergang-Synchrongetriebe gegen das automatische Getriebe ZF Hydromedia oder Voith Diwabus ausgetauscht werden.


Der Fahrerplatz



Das Cockpit

1963 kommt eine verkürzte Version, der O 317 K, hinzu. Den O 317 gab es nun 7 verschiedenen Grundversionen:

Den O 317 mit 12.000 mm Länge und einem Radstand von 6.190 mm als Grundversion mit zwei Einstiegstüren. Mit breiter Mitteltür, einer Länge von 12.000 mm und einem Radstand von 6.190 mm sowie als Perronwagen mit 11.900 mm Länge, einem Radstand von 6.190 mm und drei Einstiegstüren.

Den O 317 K mit einer Länge von 11.250 mm und einem Radstand von 5.850 mm als Grundversion.Mit einer Länge von 11.710 mm, einem Radstand von 5.850 mm und breiter Tür vorn. Als Perronwagen mit 11.250 mm Länge und einem Radstand von 5.850 mm sowie als Perronwagen mit breiter Tür vorn, einer Gesamtlänge von 11.710 mm und einem Radstand von 5.850 mm.


Mercedes-Benz O 317 K – Baujahr 1963

Ab 1964 bekommen die Busse auch den neuen Direkteinspritzer OM 346 h. Er ist auf 136 kW (185 PS) im O 317 K und auf 154 kW (210 PS) im O 317 eingestellt.

Gleichzeitig wird das Äußere des O 317 durch leicht geneigte Scheiben etwas aufgefrischt. Die Seitenlinie wurde 1966 durch größere Fenster und in der Überlandausführung durch größere Kofferräume der Zeit angepasst.


Mercedes-Benz O 317 – Baujahr 1966

Wie bereits erwähnt wurden die Bodengruppe des O 317 von Anfang an auch an andere Aufbauer geliefert. FAKA, Gaubschat und Vetter benutzten sie zur Herstellung von Gelenkbussen, die Mercedes nicht im Angebot hatte. Steib und Vetter bauten auf der Bodengruppe auch Reisebusse auf. Ludewig diente die Bodengruppe zum Aufbau von 1½-Deckern.


Mercedes-Benz O 317 – Baujahr 1958 – als Hochsitzer mit Aufbau von Vetter



Mercedes-Benz O 317 – Baujahr 1974 – als 1½-Decker von Ludewig

Der O 317 bedeutete für Daimler-Benz den Durchbruch im VÖV-Geschäft. Bis zur Einstellung im Juli 1972 verließen 3.550 Komplettbusse das Werk in Mannheim. Die Fertigung der Fahrwerke erfolgte ab 1974 bei der Steyr-Daimler-Puch AG im ehemaligen österreichischen Saurer-Werk. 3.740 Bodengruppen konnten bis zur endgültigen Einstellung im Dezember 1977 abgesetzt werden.


Technische Daten - Mercedes O 317 (Typenblatt)

Technische Daten - Mercedes O 317 K (Typenblatt)

Fotos:
Daimler-Benz AG
Omnibusarchiv


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